Norwegen ist neben Schweden und Finnland besonders beliebt bei Wildcampern. Aber auch Wohnmobil-Reisende schätzen die wilde Natur. besonders die Fjorde sind der Inbegriff einer unberührten nordischen Campinglandschaft. Allerdings unterscheiden sich nicht nur die Regelungen für das Wildcamping von den anderen skandinavischen Ländern. Auch Kosten, die Gegebenheiten auf Campingplätzen und nicht zuletzt die Anreise sind Punkte, die man bei der Reiseplanung bedenken muss. Damit du einen Überblick darüber gewinnst, welche Möglichkeiten du hast, wie viel Geld du einplanen solltest und was die deine Reise erleichtert, haben wir dir eine große Übersicht über das Camping in Norwegen zusammengestellt.
Wildcamping in Norwegen
In Norwegen gilt, wie auch beim Camping in Schweden, das Jedermannsrecht (auf Norwegisch “allemannsretten”). Dieses ist seit 1957 im Gesetz verankert und regelt die Nutzung des Landes und der Natur. So darf jeder in den Bergen, im Wald und sogar auf Gelände des Privateigentums mit dem Zelt wildcampen.
Dennoch gibt es bestimmte Regeln: Zusammenfassend lässt sich sagen, dass diese dazu da sind, um Natur und Mensch zu schützen. So musst du zum Beispiel mindestens 150 Meter Abstand vom nächsten Wohnhaus und parkenden Autos halten und darfst Beeren und Pilze nur zum Eigenverzehr sammeln. Nur für die seltene Moltebeere kann es Sonderregelungen geben.
Ausgenommen sind landwirtschaftliche Flächen und Rastplätze. Auch privates Land ist natürlich außen vor. Außerdem solltest du den Platz selbstverständlich so verlassen, wie du ihn vorgefunden hast.
Vom 15. April bis zum 15. September ist offenes Feuer in der Nähe von bewaldeten Flächen verboten. Hier solltest du also auf Campingkocher ohne offene Flamme zurückgreifen. Auch diese sind allerdings in Zeiten extremer Trockenheit verboten. Daran solltest du dich unbedingt halten, da du sonst für einen Waldbrand verantwortlich sein könntest.
Informationen zur Waldbrandgefahr findest du auf yr.no unter “Skogbrannfare”. Du musst dazu nur wissen, wie die Region und der Wald heißen, in denen du unterwegs bist. Die Brandgefahr wird dann in Grün, Gelb oder Orange dargestellt, sodass du kein Norwegisch können musst.
Beim Wildcampen solltest du nie vergessen, dass du in der freien Natur bist. Entsprechend solltest du vorbereitet und ausgerüstet sein. Wenn du dich dazu genauer informieren möchtest, schaue gerne in unsere Packliste zum Wildcamping in Schweden.
Camping in Norwegen mit dem Wohnmobil
Wer nicht mit dem Zelt reisen oder sich eine Hütte, ein Zimmer oder Ähnliches mieten möchte, greift oft auf Wohnmobil oder Wohnwagen zurück. Die Vorteile liegen auf der Hand: Man ist flexibel, kann seine eigene Ausrüstung transportieren und hat seinen eigenen Schlafplatz immer dabei. Es ist damit quasi eine komfortablere Möglichkeit, naturnah zu campen.
Ist Freistehen mit dem Wohnmobil in Norwegen erlaubt?
Nein, denn das Jedermannsrecht gilt auch in Norwegen nicht für motorisierte Fahrzeuge. Während du dich zum Beispiel Fuß, mit dem Rad, auf Skiern und im Kanu frei bewegen und in der Natur übernachten darfst, gilt das nicht für Wohnwagen und Wohnmobile.
Bist du also mit einem Camper unterwegs, musst du einen Stellplatz oder Campingplatz ansteuern. Davon gibt es nicht nur besonders viele in Norwegen, sondern auch die Naturnähe musst du meistens nicht missen. Möchtest du auf dein Budget achten, kannst du einen der günstigen Stellplätze wählen, die oft an Häfen zur Verfügung stehen. Dann solltest du aber daran denken, dass diese eher einfach ausgestattet sind und manchmal auch etwas voller werden können.
Zelten in Norwegen
Mit dem Zelt darfst du in Norwegen, wie schon gesagt, in der freien Natur nahezu überall übernachten, solange du weder Natur noch Mensch störst. Da es dabei aber weder Dusch- noch Kochmöglichkeiten (abgesehen von deinem eigenen Campingkocher) gibt, entscheiden sich viele, zumindest hin und wieder für einen Campingplatz oder eine Hütte.
Dort kannst du die vorhandene Infrastruktur nutzen, also vor allem waschen und duschen. Aber auch nasse Sachen können in Ruhe trocknen, wenn du eine Nacht in einer Hütte verbringst. Besonders bei längeren Reisen kann es also sehr angenehm sein, alle paar Nächte auf einem fest angelegten Campingplatz zu schlafen.
Besonders im Norden Norwegens solltest du dabei keine Schwierigkeiten haben, auch spontan einen Platz zu bekommen. Im Süden oder in beliebten Campingregionen wie den Lofoten solltest du sich aber vor allem in der Hauptsaison vorab erkundigen, wie voll der Platz gerade ist und ob du nicht vielleicht doch reservieren solltest.
Ist Zelten in Norwegen gefährlich?
Beim Zelten in Norwegen musst du dir eher weniger Sorgen machen. Denn besonders in den abgelegenen Regionen Nordnorwegens ist es mitunter sogar unwahrscheinlich, dass du überhaupt auf Menschen triffst.
Natürlich gilt auch hier, dass du dein Auto voller Wertsachen nicht unbedingt alleine in touristischen Gebieten oder Großstädten abstellen solltest. Denn auch in Norwegen werden hin und wieder Autos aufgebrochen. Damit dass du nachts überfallen wirst, ist allerdings nicht zu rechnen. Trotzdem solltest du dein Zelt vielleicht nicht unbedingt in Sichtweite einer Landstraße aufstellen.
Welche Wildtiere gibt es in Norwegen?
Norwegen hat mehr wilde Raubtiere als Deutschland. Dazu zählen:
- Bär
- Elch
- Vielfraß
- Wolf
Ist das nun ein Grund, zu Hause zu bleiben? Auf keinen Fall! Das einzige dieser Tiere, das jährlich Tote verursacht, ist der Elch – und das durch Verkehrsunfälle. Alle anderen Tiere auf dieser Liste werden eher das Weite suchen, wenn sie dich kommen hören. Und die Chance, dass du wirklich einen der 350 norwegischen Bären siehst, ist wirklich gering!
Camping in Norwegen: Hütten mieten
Ob du am dritten verregneten Tag in Folge eine Pause vom Zelt zu machen möchtest oder einfach gerne ein festes Dach und ein weiches Bett hättest: Kleine Miethütten eigenen sich perfekt für eine gemütliche Nacht.
Außerdem können sie auf vielen Campingplätzen gemietet werden. Die Ausstattung reicht dabei von puristisch bis zu Luxus, abhängig von deinen Ansprüchen und deinem Budget.
Angeln beim Camping in Norwegen
Wenn du zum Angeln nach Norwegen fahren möchtest, bist du damit nicht allein. Denn Norwegen ist nicht nur besonders wasserreich, sondern kann auch mit einer besonders großen Artenvielfalt aufwarten. Dazu kommen perfekte Bedingungen auf spezialisierten Campingplätzen, die dir alles bieten, was du zum Zerlegen und Verarbeiten deines Fangs brauchst.
Angelscheine kannst du einfach an Tankstellen oder direkt beim Campingplatz kaufen. Die Preise unterscheiden sich nach Region. Auch, wie viel ausgeführt werden darf, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Genaueres dazu erfährst du in unserem Guide zum Angeln in Norwegen.
Wie teuer ist Camping in Norwegen?
Viele meinen, dass Norwegen ein besonders teures Land ist. Was Lebensmittel und Benzin betrifft, stimmt das im Vergleich zu Deutschland auch. Allerdings kann man das Budget sehr stark durch die Art des Urlaubs beeinflussen. Wer mit dem eigenen Auto unterwegs ist und wildcampt, zahlt deutlich weniger als jemand, der einen großen Camper mietet und damit jede Nacht auf fünf Sterne Plätzen steht.
Insgesamt sind Campingplätze aber nicht teurer als der europäische Durchschnitt. Stellplätze liegen im Durchschnitt zwischen 20 und 30 Euro, für Zelte können es weniger sein. Beachten solltest du allerdings, dass Duschen und Wäschewaschen in der Regel extra kosten.
Ein weiterer Punkt, der gerne vergessen wird, ist die Maut. Nicht nur für die mindestens drei Brücken, die du auf dem Landweg überqueren musst, fallen mindestens 200 Euro für einen PKW mit zwei Insassen an, auch auf Norwegens Straßen wird maut berechnet. Das ist in Skandinavien eher die Ausnahme.
Mautstraßen gibt es in Norwegen viele. Wie viel du zahlen musst, hängt dabei vom Gewicht deines Fahrzeugs ab. Fahrzeuge unter 3,5 Tonnen fallen unter Klasse 1 und alles darüber sowie Gewerbefahrzeuge in Klasse 2, die teurere Klasse.
Dein Kennzeichen wird automatisch erfasst und die Rechnung dir zugeschickt. Du kannst allerdings auch online ein Konto bei EPC einrichten. Dort kannst du die Gebühren und Fristen dann jederzeit einsehen.
Lebensmittel für die Norwegen-Reise: Wie versorgen?
Für den Lebensmitteleinkauf solltest du ungefähr ein Drittel des gewohnten Budgets aufrechnen, wenn du dich selbst versorgst. Restaurantbesuche sind deutlich teurer als in Deutschland. Reist du über den Landweg an, kann es also hilfreich sein, zumindest einen Teil deines Lebensmittelvorrates schon in Deutschland zu kaufen.
Camping in Norwegen: Tipps für einen stressfreieren Urlaub
- Stelle dich darauf ein, mit Karte zu zahlen.
- Es empfiehlt sich eine Kreditkarte ohne Gebühr für Auslandszahlungen.
- Kaufe Lebensmittel nach Möglichkeit teilweise schon in Deutschland ein.
- Registriere dich online bei EPC, um deine offenen Mautgebühren jederzeit einsehen zu können.
- Notrufnummern: Die Polizei erreichst du unter 112 und die Feuerwehr unter 110.
Camping Key Europe für den Norwegen-Urlaub
Möchtest du vorwiegend auf Campingplätzen übernachten, solltest du über die Anschaffung des Camping Key Europe nachdenken. Dieser kostet ca. 16 Euro für ein Jahr und ist in ganz Europa gültig.
Die Vorteile sind das schnellere Ein- und Auschecken, da deine Daten zentral auf der Karte hinterlegt sind sowie diverse Rabatte auf ausgewählten Stellplätzen, in Unterkünften und für Freizeitangebote. Außerdem bist du damit auf dem Campingplatz haftpflichtversichert.
Anreise nach Norwegen
Wenn du campen möchtest, bietet es sich an, entweder mit dem eigenen Fahrzeug anzureisen oder vor Ort eins zu mieten. Dabei hast du mit deinem eigene Fahrzeug die Möglichkeiten, über den Landweg oder mit der Fähre anzureisen. Fährstrecken gibt es sowohl direkt von Deutschland aus als auch von Dänemark nach Norwegen. Folgende Strecken werden regelmäßig angeboten:
- Kiel – Oslo (Color Line, 20 Stunden)
- Kopenhagen – Oslo (DFDS Seawys, 21 Stunden)
- Fredrikshavn – Oslo (DFDS Seaways, 9,5 Stunden)
- Hirtshals – Bergen (Fjord Line, ab 16,5 Stunden)
- Hirtshals – Kristiansand (Color Line, ab 3,25 Stunden)
- Hirtshals – Larvik (Color Line, ab 3,75 Stunden)
- Hirtshals – Lagesund (Fjord Line, 4,5 Stunden)
- Hirtshals – Stavanger (Fjord Line, ab 10,5 Stunden)
Was die Anreise angeht, kann sich das Ausweichen auf eine Fähre also preislich lohnen, vor allem, wenn du dir nicht so viel Zeit nehmen kannst. Denn der Landweg ist zwar wunderschön, aber auch zeitaufwändig.
Wenn du dir ein Fahrzeug mieten möchtest, kannst du sowohl mit dem Flugzeug als auch mit dem Zug oder Bus anreisen. Der Bus ist dabei oft am günstigsten, aber ist mit einer Dauer von über 24 Stunden nicht besonders komfortabel. Das Flugzeug ist natürlich am schnellsten, aber die umweltunfreundlichste Option. Mit dem Zug benötigst du 12 Stunden aufwärts von Hamburg aus.
Oder aber du reist mit dem Zug nach Kiel und steigst dort auf die Fähre nach Oslo. Da du auf dieser komfortabel schlafen, essen und die Überfahrt genießen kannst, ist das eine besonders stressfreie und trotzdem schöne Option, wenn du ohne eigenes Fahrzeug anreisen möchtest.