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Norwegens Geschichte: Eine Zusammenfassung von den Wikingern bis heute

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Norwegen und Wikinger – das gehört einfach zusammen. Aber die norwegische Geschichte hat noch deutlich mehr zu bieten – bis zur endgültigen Unabhängigkeit 1905 war es ein durchaus bewegter Weg. In unserem Zeitstrahl findest du alles wichtige, das das stolze Land im Norden alles durchgemacht hat.

Die Geschichte Norwegens ist lange und teils verworren – der Weg zur heutigen Wohlstandsgesellschaft war alles andere als leicht. Nach der frühen Besiedlung in der Steinzeit waren es zu allererst die Wikinger, die die Geschichte des Landes am stärksten prägten – durch Handel, aber auch durch blutige Bürgerkriege.

Nach der Christianisierung und dem zwischenzeitlichen Aufstieg zur Großmacht verfiel das Land allerdings in eine Krise – Bedeutung und Macht schwanden und Norwegen fand sich in einer Reihe von Unionen wieder – zunächst in der Kalmarer Union, dann in einer Union mit Dänemark und anschließend mit Schweden – zeitweise ist die norwegische Geschichte also eng mit der Geschichte Dänemarks und schwedischen Geschichte verbunden.

Mit der neuen Norwegischen Verfassung wehte allerdings ein neuer Wind in Norwegen – und bis zur endgültigen Unabhängigkeit war es nicht mehr weit. Nach der Besatzung im zweiten Weltkrieg durch Deutschland entwickelte sich Norwegen schließlich zu einem der reichsten und fortschrittlichsten Länder der Welt. In unserem Zeitstrahl kannst du genauer nachlesen, wie es dazu kam und welche historischen Ereignisse das skandinavische Land beeinflussten sowie bis in die Gegenwart prägen.

Ab ca. 10.500 v. Chr.: Eis- und Steinzeit

Ältere Steinzeit: Erste Besiedlung Norwegens

Nach dem Ende der letzten europäischen Eiszeit siedelten sich wahrscheinlich gegen 10.500 vor Christus die ersten Menschen im heutigen Norwegen an. Diese kamen aus dem Süden und lebten vorerst vermehrt im Südwesten des Landes, in den Küstenregionen und vereinzelt auch im Norden. Als Jäger und Sammler ohne festen Wohnplatz lebten sie hauptsächlich von Fisch und Fleisch.

Aus den Felsritzungen, die erstmals wohl gegen 9000 v. Chr. begannen, ist anzunehmen, dass die Nutzung von Booten schon zu dieser Zeit verbreitet war. Erste Werkzeuge bestanden vor allem aus Flint.

Jüngere Steinzeit: Formierung der Gesellschaft & erster Ackerbau

Schweden Geschichte Landwirtschaft

In die jüngere Steinzeit fällt in etwa die Zeit zwischen 4000 bis 1500 vor Christus, in der neue Bevölkerungswellen Norwegen erreichten. Mit der Streitaxtkultur kam auch der erste Ackerbau nach Norwegen, der vor allem in den südlichen Gebieten betrieben wurde. Weiter nördlich lebten die Leute als halbnomadische Rentierzüchter. In dieser Zeit entstanden auch erste soziale Schichten.

1500-500 v. Chr.: Bronzezeit

Sesshaftigkeit & Hügelgräber

Schon vor dem „offiziellen“ Beginn der Bronzezeit wurden erste Gegenstände aus Bronze gefertigt, weiter verbreitet waren sie aber erst in der Zeit ab circa 1500 vor Christus unter den reichen Häutplingsfamilien, die Bronze als Statussymbol nutzten. Ebenfalls als Statussymbol galten die großen Hügelgräber, die vor allem aus dieser Zeit stammen.

Die Bevölkerung Norwegens wurde vermehrt sesshaft und wohnte in Langhäusern aus Holz, wodurch sich größere Gesellschaftsstrukturen bildeten. Im Gegensatz zur Steinzeit zeigen die Felsritzungen aus der Bronzezeit nicht mehr Szenen von Jagd oder Landwirtschaft, sondern vermutlich kultische und religiöse Szenen, in denen vor allem die Sonne im Vordergrund stand.

500 v. Chr.-800 n. Chr.: Altertum und Eisenzeit

Römische Eisenzeit: Handelsverbindungen nach Europa

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Mit dem römischen Reich schien die norwegische Bevölkerung um die Jahrtausendwende herum gute Handelsbeziehungen zu haben, so fanden sich beispielsweise zahlreiche römische Bronzekessel, die vor allem als Urnen benutzt wurden – neben der Erdbestattung war auch die Feuerbestattung zu dieser Zeit verbreitet.

Ein anderer Hinweis auf die guten Beziehung zu Rom ist die Runenschrift, die im 3. Jahrhundert nach Christus das erste mal aufkam und vermutlich von römischen und griechischen Schriftzeichen inspiriert wurde.

Erstmalige Erwähnung und kartografische Verzeichnung Skandinaviens

In lateinischen Schriften aus dem Jahr 79 und 98 fand man die erste Erwähnung der skandinavischen Halbinsel, genannt Scatinavia, sowie Beschreibungen von ansässigen Völkern und ihren Königen. Durch archäologische Funde und Aufzeichnungen können mehrere Teilstämme unterschieden werden, die später zu einem Reich zusammengefasst wurden.

Um das Jahr 150 herum wurde Skandinavien erstmals kartografisch erfasst und erschien auf der Weltkarte des Ptolemäus.

5. Jahrhundert: Zeit der Völkerwanderung

Der immer reger werdende Handel rund um die Nordsee sorgte dafür, dass Norwegen und seine Häuptlinge weiter aufblühten. Dies zeigt sich vor allem in den üppigen Grabbeigaben, beispielsweise Waffen und Gegenstände aus Gold. Da die Verkehrsmöglichkeiten, vor allem die Seefahrt, sich verbesserte, entstanden zu dieser Zeit auch tiefergehende Verbindungen der Häuptlinge untereinander, vor allem durch Hochzeiten und gegenseitige Erziehung von Söhnen.

550-800: Merowingerzeit

Die letzten Jahrhunderte vor dem Aufstieg der Wikinger waren von Kleinkönigen geprägt, die einzelne Dörfer oder Bezirke kontrollierten. So entstanden voraussichtlich erste politische Gemeinschaften, wodurch auch der Ackerbau wieder vermehrt aufgenommen und die Eisenproduktion effektiver wurde. Auch die Bevölkerungszahl stieg stark an. Die Sprache wurde in dieser Zeit zum Altnordischen.

793-1066: Wikingerzeit

793: Überfall auf das Kloster von Lindisfarne

Norwegen Geschichte Lindisfarne

Der Aufstieg der Wikinger und die nach ihnen benannte Wikingerzeit begann in der zweiten Hälfte des achten Jahrhunderts. Als offizieller Beginn wird häufig der der Überfall auf das Kloster auf der englischen Insel Lindisfarne im Jahr 793 genannt. Ab 800 nahm die Anzahl der Überfälle auf europäische Küstenorte immer weiter zu. Die wichtigsten Quellen der Wikingerzeit sind die zahlreichen Sagas, die auf Basis mündlicher Überlieferungen im 12. und 13. Jahrhundert entstanden.

Grund für die neuen Raubzüge waren wahrscheinlich Mangel an Ackerland und verbesserte Schiffe und Waffen, wodurch die skandinavischen Seefahrer schneller und einfacher zu Gebieten gelangten, deren Reichtümer sie plündern konnten und die häufig keine starke Verteidigung besaßen. Mit dem erhandelten und geplünderten Gut aus dem Sommer konnte das Überleben im Herbst und Winter gesichert werden.

Sippen und Thing

Norwegen Geschichte Wikinger Sippen und Ting

Waren die Wikinger gerade nicht auf der See unterwegs, lebten sie in Sippengemeinschaften zusammen. Dabei stand ein Häuptling an der Spitze, die anderen Sippenmitglieder bestimmten ihren Status innerhalb der Hierarchie am Verhältnis zu eben diesem. Frauen waren den Männern zwar nicht gleichgestellt, konnten aber Funktionen von ihnen übernehmen oder auf Fahrt gehen.

Zwar kam es unter verschiedenen Sippen immer wieder zu Fehden, dennoch schlossen sich einzelne Gruppen vermehrt zu größeren þingGemeinschaften zusammen. Das þing oder Thing war eine Volksversammlung, auf denen die Häuptlinge, Jarls und wohlhabendsten Bauern auf einem Thingplatz unter freiem Himmel zusammenkamen und über Politik und Gesetze verhandelten. Die vier größten Thing waren das Gulathing um die Westfjorde, das Frostathing um den Trondheim-Fjord, das Eidsivating in Ostnorwegen und das Borgating rund um den Oslo-Fjord.

Neue Kolonien im Nordatlantik

Ab der zweiten Hälfte des neunten Jahrhunderts begaben sich viele Norweger auf die Suche nach Freiheit und Unabhängigkeit. Aus Mangel an Land oder Unmut über die mächtigen lokalen Herrscher, gründeten sich große Flottenverbände, um weitergehende Heerzüge zu unternehmen. Dort wurde aber nicht nur geplündert, sondern teilweise ließen sich Wikinger nieder, um eigene Siedlungen und Herrschaftsgebiete zu gründen.

Die Wikinger aus Norwegen konzentrierten sich dabei auf den Nordatlantik und besiedelten so Nordfrankreich, die Britischen Inseln, Island und Grönland – beispielsweise wurde die irische Hauptstadt Dublin in der Mitte des 9. Jahrhunderts von Norwegern gegründet. Neben den neuen Handelsplätzen außerhalb Norwegens wurden auch innerhalb des Landes Städte gegründet.

Harald Schönhaar: Norwegens erster König

Norwegen Geschichte Harald Schönhaar

Den Sagas nach eroberte Harald Schönhaar (vermutlich 850-933) die Insel Karmøy, deren Herrscher den Verkehr an der norwegischen Küste entlang kontrollierte. Von dort aus vergrößerte er sein wohl schon existierendes Herrschaftsgebiet im Südwesten des Landes und vereinigte die verschiedenen Herrschaftsgebiete zu einem Großen. Nach der Schlacht von Hafsrfjord rief er sich zum König von Norwegen aus – faktisch kontrollierte er allerdings vorerst nur das westliche Küstengebiet („Vestlandet“).

Nach Haralds Tod entbrannten unter seinen Nachkommen heftige Kämpfe um den Königstitel und die Herrschaft über Norwegen – so kam es aber auch immer wieder vor, dass es mehrere Könige gleichzeitig gab.

11.-14. Jahrhundert: Norwegen im Mittelalter

11. Jahrhundert: Christianisierung Norwegens

Norwegen Geschichte Christianisierung

Die Wikingerzeit in Norwegen endete mit der Einführung des Christentums. Dies erfolgte durch die drei Missionskönige Håkon I., Olav I. Tryggvason und Olav II., die am Ende des neunten und bis zur Mitte des zehnten Jahrhunderts in Norwegen herrschten und das Christentum förderten. Neben den Königen hatten wohl auch die Handels- und Raubzüge der Wikinger sowie keltische Sklaven einen Einfluss auf die Ausbreitung der neuen Religion – die Christianisierung war ein langer und aufwendiger Prozess.

Der „erfolgreichste“ der Missionskönige war Olav II., der nach seinem Tod zum Heiligen gesprochen wurde und deshalb auch als „Olav der Heilige“ bekannt ist. Unter ihm, der 1013 in Frankreich getauft worden war, kamen englische Geistliche nach Norwegen und die Kirche in Norwegen wurde auf- und ausgebaut.

12. & 13. Jahrhundert: Norwegen im Bürgerkrieg

Norwegen Geschichte Bürgerkrieg

Nachdem der letzte Wikingerkönig Magnus Barfot 1103 gestorben war, fiel Norwegen an seine drei Söhne. Der mittlere Sohn Sigurd nahm am Ersten Kreuzzug teil und war nach den Toden seiner Brüder Alleinherrscher. Zu seinem Erben bestimmte er seinen unehelichen Sohn Magnus, doch kurz vor Sigurds Tod kam Harald Gille aus Irland, der behauptete, ebenfalls ein Sohn Magnus Barfots zu sein. Sigurd legitimierte Harald unter der Bedingung, während den Lebzeiten Sigurds und seines Sohns den Thron nicht zu beanspruchen.

Dennoch brach nach Sigurds Tod im Jahr 1130 ein Streit um den Königstitel zwischen Magnus und dem beim Volk beliebten Harald aus, der sich bis ins nächste Jahrhundert ziehen sollte. Auch nach den Ableben der beiden ersten Königsanwärter ging der blutige Bürgerkrieg weiter, nun standen sich die Nachkommen Harald Gilles gegenüber.

Der letzte Teil der „Bruderkriege“ waren die zwei sogenannten Baglerkriege zwischen 1196 und 1208. Hier standen sich nun die Bagler um Bischof Nikolas von Oslo und König Sverre, einem Enkel von Harald Gille, sowie seinem Nachfolger König Håkon Sverreson gegenüber. Norwegen wurde zunächst dreigeteilt, doch nach den Toden der jeweiligen Könige wurde Håkon Håkonsson, Ur-Enkel von Harald Gille, zum König gewählt.

1264-1349: Nordische Großmacht

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Unter Håkon IV. (1204-1263) erlebte das Reich ein „goldenes Zeitalter“, das von innerem Frieden geprägt war. 1260 setzte Håkon endgültig das Einkönigtum im Thronfolgegesetz durch und ließ auch Blutfehden verbieten. In der Außenpolitik strebte er nach einer Vergrößerung Norwegens, ab 1262 gehörten beispielsweise Island und Grönland offiziell zu Norwegen.

Sein Sohn Magnus VI. (1238-1280) führte große Gesetzreformen durch und führte das Landrecht und Stadtrecht ein, zudem sollten mit dem Gefolgschaftsrecht Hirðskrá höfische Sitten des europäischen Kontinents eingeführt werden – die Thing wurden beispielsweise durch königliche Gerichtshöfe ersetzen. Auch die weiteren Nachfolger Erik III. und Håkon V. bauten die königliche Macht in Norwegen weiter aus. So erlebte Norwegen tatsächlich eine Blütezeit, in der sich neben den einfachen Bauern neue soziale Gruppen entwickelten: der Adel, die Kläriker und die Stadtbürger.

Ab 1340: Periode des Niedergangs

Nach dem Tod Håkons V. wurde dessen Enkel Magnus VII. 1319 König von Norwegen. Dieser war zudem ein Enkel des schwedischen Königs Magnus I. und wurde im selben Jahr ebenfalls zum König von Schweden gewählt. Obwohl Norwegen nun scheinbar Macht dazu gewann, verlor die Krone immer mehr Einfluss. Nachdem bei der Pest von 1348/49 große Teile der Bevölkerung, fehlte Norwegen nicht nur Arbeitskräfte und Einnahmen, sondern dem König auch der Rückhalt des Adels.

So gewann Dänemark immer mehr Einfluss in Norwegen. Magnus‘ Sohn Håkon VI. war mit der dänischen Prinzessin Margarethe verheiratet, ihr gemeinsamer Sohn Olav IV. wurde zum König von Norwegen und Dänemark gewählt, da sich Norwegen keinen eigenen Königshof mehr leisten konnte. Nach dem Tod Olavs 1387 regierte Margarethe alleine weiter und wurde 1388 zur Königin von Schweden gewählt.

1397-1523: Kalmarer Union

1397: Verhandlungen in Kalmar

Margarethe verfolgte das Ziel, alle drei nordischen Monarchien zu einer einzigen zu vereinigen. Dafür rief sie Vertreter aus Schweden, Dänemark und Norwegen zu einem Treffen in Kalmar zusammen.

Dort wurde in einem Unionsbrief festgelegt, dass die drei Länder eine gemeinsame Außenpolitik führen sollten. Erster König der Kalmarer Union wurde Erik von Pommern, der Großneffe und Erbe Margarethes, der schon 1389 König von Norwegen wurde.

Norwegen in der Union

Für Norwegen bedeutete die Kalmarer Union weiterer Verlust von Bedeutung. Neben Dänemark und Schweden, zwischen denen es immer wieder zu Auseinandersetzungen kamen, konnte sich Norwegen nicht profilieren und wurde immer schwächer. Noch immer wurde das Land von den Folgen der Pest beherrscht – es gab kaum Bevölkerung und Einnahmen, der Adel verarmte und der dänische Einfluss wurde immer größer.

Als der schwedische Adel in den 1520er Jahren unter Gustav Vasa erfolgreich gegen die dänische Krone rebellierte und die Kalmarer Union damit zum Bruch führte, fiel das machtlose Norwegen 1523 an Dänemark.

1523-1814: Union mit Dänemark

1536: Die Reformation erreicht Norwegen

In Norwegen fasste die Reformation im Vergleich zu Dänemark und Schweden etwas später Fuß – eingeführt wurde sie vom dänischen König Christian III., der mit dem katholischen Christian II. im Streit um die dänisch-norwegische Krone gestanden hatte und so seine Macht auch in Norwegen festigen wollte.

Dies war der finale Schlag für die norwegische Selbstverwaltung – die norwegische Kirche und ihre Geistlichen verloren all ihre Macht, mit der Verbreitung der Bibel auf Dänisch begann eine Periode der Dänisierung. Auch der norwegische Reichsrat wurde aufgelöst und die Personalunion zwischen Norwegen und Dänemark wurde eher zu einer Realunion.

Norwegen innerhalb der Union

In der Union mit Dänemark existierte Norwegen weiterhin als eigenes Königreich und verfügte über eigene Gesetze und Gerichte. Der Einfluss von Dänemark war aber überall spürbar, beispielsweise auch davon bestärkt, dass eine weitere Pestwelle die norwegische Bevölkerung und den Adel stark dezimierte, weshalb immer mehr Dänen in den Vordergrund traten.

Neuerungen gab es unter anderem in der Verwaltung: mit Akershus, Båhus, Bergenhus und Trondheim gab es vier neue „Hauptlehen“, die zunächst von dänischen Beamten, aber später (nach dem Nordischen Siebenjährigen Krieg 1563-1570) von Norwegern selbst verwaltet wurden. Die Amtssprache war Dänisch.

17. Jahrhundert: Spannungen mit Schweden

Außenpolitisch stand Dänemark-Norwegen zu dieser Zeit vor allem im Konflikt mit Schweden. Immer wieder gab es Kriege zwischen den benachbarten Ländern. Zunächst konnte Dänemark seine Vormachtsstellung behaupten, im 17. Jahrhundert wendete sich das Blatt aber zu Gunsten Schwedens und das Land stieg zur Großmacht in Europa auf.

Im Zuge des Dreißigjährigen Krieges verlor Dänemark große Teile seines Territoriums an Schweden, darunter auch Teile von Norwegen, auch wenn man im Frieden von Kopenhagen Gebiete zurückerhielt. Dennoch befürchtete man immer wieder einen schwedischen Überfall auf Norwegen, weshalb man versuchte, den Norwegern ein Gefühl von Gleichwertigkeit in der Union zu geben – faktisch stand Norwegen aber weiterhin an zweiter Stelle.

Der Große Nordische Krieg von 1700 bis 1721 beendete die Vormachtstellung Schwedens. Dänemark-Norwegen kämpfte an der Seite der neuen Großmacht Russland, gewann aber selbst keine Territorien. Stattdessen begann man eine Neutralitätspolitik.

Die napoleonischen Kriege und das Ende der Union mit Dänemark

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In die napoleonischen Kriege (1792-1815) trat Dänemark-Norwegen das erste mal 1801 ein, wirklich aktiv allerdings erst 1807, als Großbritannien sich im Zuge des Bombardements von Kopenhagen die dänisch-norwegische Kriegsflotte sicherte. Mit dem Verlust der Schiffe verlor man nicht nur Schutz, sondern auch Handelsmöglichkeiten. Dänemark-Norwegen gab die Neutralitätspolitik auf und ging stattdessen eine Allianz mit Frankreich ein – obwohl man unter deren Blockade gegenüber Großbritannien selbst großen Schaden nahm.

Norwegen geriet in eine Isolation und wurde von Wirtschaftskrisen und Hungersnöten geplagt. Dies sorgte dafür, dass in Norwegen ein zunehmender Wunsch nach Unabhängigkeit und Selbstständigkeit aufkam.

Währenddessen war Schweden in einer Allianz mit Russland, von 1813 bis 1814 kam es zu einem direkten Krieg zwischen Dänemark und Schweden, den Schweden für sich entscheiden konnte. Im darauffolgenden Kieler Frieden, der am 14. Januar 1814 geschlossen wurde, trat Dänemark Norwegen an Schweden ab.

1814-1905: Union mit Schweden

1814: Kurze Unabhängigkeit

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Zwar hatten sich Dänemark und Schweden im Kieler Frieden auf das zukünftige Schicksal Norwegens geeinigt, Norwegen selbst war allerdings wenig begeistert. So schloss sich der dänische Kronprinz (und spätere König) Christian Frederik der norwegischen Unabhängigkeitsbewegung an, beschloss auf einer Versammlung am 17. Mai die bis heute geltende norwegische Verfassung und krönte sich zum norwegischen König.

Zwar ist der 17. Mai noch heute der norwegische Nationalfeiertag, unabhängig blieb Norwegen vorerst aber nur kurz. Schweden akzeptierte die neue Eigenständigkeit nicht und startete einen Angriff, woraufhin Christian Frederik nach nur zwei Monaten Amtszeit schon wieder zurücktrat.

Mit den Konventionen von Moss endete dieser Konflikt und Norwegen erklärte sich dazu bereit, als gleichberechtigter Partner eine Personalunion mit Schweden einzugehen: zwar war der schwedische König in Zukunft Staatsoberhaupt und man betrieb eine gemeinsame Außenpolitik, Parlament und Verfassung Norwegens blieben allerdings bestehen. Die Union wurde am 4. November offiziell begründet.

Die Norwegische Verfassung

Norwegen Geschichte Verfassung

Zwar wurde die Norwegische Verfassung mit der Unionsgründung leicht modifiziert, im Generellen blieb sie allerdings gleich. Sie war stark von der amerikanischen sowie der französischen Verfassung geprägt, setzte somit vor allem auf Freiheit, aber blieb auch den norwegischen Rechtstraditionen treu. Mit der Verfassung wurde das norwegische Parlament zum mächtigsten Parlament in Europa und Norwegen zu einer konstitutionellen Monarchie, in der das Parlament das Sagen hatte.

In Folge dessen kam es immer wieder zu Spannungen zwischen Norwegischem Parlament und den schwedischen Königen, da beide Seiten mehr Macht für sich einforderten. 1884 stimmte der schwedische König Oskar II. dem Parlamentarismus zu und ernannte den liberalen Politiker Johan Sverdrup zum ersten Ministerpräsidenten Norwegens.

Norwegen in der Personalunion

Norwegen Geschichte Union mit Schweden

Norwegen war zwar ein weitgehend gleichgestellter Partner, aber es brodelte dennoch. Gerade in der Innenpolitik, beispielsweise im Bereich der Finanzen, hatte Norwegen lange gebraucht, um wieder vollständig auf die Beine zu kommen. Gerade in den ländlichen Regionen gab es große Versorgungsprobleme, die dafür sorgten, dass es im 19. Jahrhundert eine große Auswanderungswelle in die USA gab.

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erfolgte allerdings ein wirtschaftlicher Aufschwung, vor allem bedingt durch den Seehandel – nach Großbritannien und den USA besaß Norwegen zum Ende des 19. Jahrhunderts die drittgrößte Handelsflotte der Welt. Durch den blühenden Handel verbreitete sich auch die Industrialisierung, die wiederum den Handel förderte.

Nachdem 1821 der Adel abgeschafft worden war, standen nun vor allem reiche Kaufleute, Bauern und Beamte an der Spitze der Gesellschaft – gleichzeitig entstand mit der Industrialisierung auch die Arbeiterbewegung, die in den folgenden Jahren noch großen Einfluss auf das Land haben sollte.

Ein norwegisches Nationalgefühl

Zu Beginn der Union war Norwegen zwar finanziell am Boden, doch die neue Unabhängigkeit, sorgte dennoch für einen Schub, insbesondere in der norwegischen Kultur. Man beginn mit der Schaffung einer „norwegischen“ Identität, norwegische Künstler, Schriftsteller und Musiker wurden stark gefördert und die Nationalromantik erhielt großen Zuspruch.

Zudem wurde eine neue Schriftsprache entwickelt – das Nynorsk („Neunorwegisch“) basiert vor allem auf ländlichen Dialekten, während das bereits bestehende Norwegisch (das heutige Bokmål) aus der dänischen Sprache entstanden war.

Mit dieser florierenden neuen Kultur sowie der weitgehenden politischen Selbstständigkeit, wuchs das Nationalbewusstsein und der Wunsch nach kompletter Unabhängigkeit immer mehr. Auch Volkskunde, Geschichte, Sport und Polarforschung trugen ihren Anteil zu dieser Bewegung bei, am meisten getragen wurde sie allerdings von den norwegischen Bauern.

20. & 21. Jahrhundert: Der Norwegische Nationalstaat

1905: Norwegen wird unabhängig

Norwegen Geschichte Unabhängigkeit

Zwischen 1902 und 1904 kam es zu finalen Spannungen und Verhandlungen zwischen dem norwegischen Parlament und der schwedischen Krone, Thema war das Konsularwesen. Als der schwedische König Oskar II. sich weigerte, den Norwegern ein selbstständiges Konsularwesen zu erlauben, trat die norwegische Regierung 1905 zurück, wodurch das Parlament den König für handelsunfähig und die Union für gescheitert erklärte.

Am 13. August 1905 fand eine Volksabstimmung über die Auflösung der Union statt, mit 99,5% wurde diese bestätigt. Mit dem Vertrag von Karlstad wurden am 23. August die Grenzen festgelegt, zudem wurde Norwegen offiziell zu einer konstitutionellen Monarchie. Neuer König wurde der dänische Prinz Carl, der selbst eine Volksabstimmung forderte, bevor er am 18. November als Haakon VII. gekrönt wurde.

Nachdem die Radikalen 1906 die Wahl gewonnen hatten, kam es zu einigen Veränderungen im Wahlrecht – als viertes Land der Welt führte Norwegen 1913 das Frauenwahlrecht ein – schneller in Europa war nur Finnland.

Norwegen im Ersten Weltkrieg

Nach der Unabhängigkeit setzte sich der wirtschaftliche Aufschwung Norwegens vorerst fort – doch auch das nordische Land war von den europäischen Krisen betroffen. Im ersten Weltkrieg war man zwar offiziell neutral und hielt sich weitgehend aus dem Kriegsgeschehen heraus, durch die Handelsflotte war Norwegen aber dennoch in den Konflikt verwickelt und wurde stark von den Achsenmächten beeinflusst.

So wurde beispielsweise der Handel mit Deutschland eingestellt. Daraufhin versenkten deutsche U-Boote immer wieder norwegische Handelsschiffe, wodurch die Stimmung gegen Deutschland wuchs. Zudem wurden, nach Erlaubnis der Regierung, norwegische Gewässer durch die Briten vermint. Offiziell blieb Norwegen aber bei seiner Neutralität.

Zwischenkriegszeit

Nach dem Ende des Krieges gab es zunächst einen kurzen wirtschaftlichen Aufschwung, der sich allerdings bald schon wieder legte – Grund dafür war die seit 1914 in Norwegen geltende Prohibition. Ab 1927 ging es aber wieder aufwärts, ehe die Weltwirtschaftskrise und anschließende Große Depression für hohe Arbeitslosigkeit sorgte.

Dennoch war auch die norwegische Politik stark verändert, denn die russische Revolution hatte die internationale Arbeiterbewegung in ihren Tiefen erschüttert – auch in Norwegen. Gleichzeitig wurde die Spaltung zwischen Links und Rechts vor allem nach der Weltwirtschaftskrise 1929 vorangetrieben, als sich beide Lager immer mehr radikalisierten. Eine politische Stabilität gab es in Norwegen erst ab 1935 wieder.

In der Außenpolitik wurde Norwegen 1925 das gesamte Gebiet von Svalbard zugesprochen, ein Versuch Teile von Grönland einzunehmen scheiterte am Internationalen Gerichtshof. Ansonsten verstärkte Norwegen die Zusammenarbeit in internationalen Organisationen und trat beispielsweise 1920 dem Völkerbund bei.

Zweiter Weltkrieg: Norwegen unter deutscher Besatzung

Nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges im September 1939 erklärte Norwegen früh seine erneute Neutralität. Dies hinderte die deutsche Wehrmacht aber nicht daran, das Land ab April 1940 im Rahmen der „Unternehmen Weserübung“ zu überfallen und besetzen – die Kapitulation Norwegens erfolgte nur zwei Monate später, am 10. Juni. Die norwegische Königsfamilie sowie die Regierung waren schon einige Tage zuvor nach Großbritannien geflohen und förderten aus dem Exil heraus den Widerstand der norwegischen Bevölkerung.

Da die deutschen Besatzer zu jeder Zeit eine Invasion der Alliierten befürchteten, waren zu jeder Zeit eine große Anzahl deutscher Soldaten in Norwegen stationiert. Zudem wurden entlang der Küste zahlreiche Verteidigungsanlagen errichtet und der Atlantikwall gestärkt.

Dem Schein nach konnte Norwegen unter deutscher Besatzung seine Autonomie wahren, denn der eigentliche Plan war es, die Norweger als Verbündete zu gewinnen – dies scheiterte aber krachend. Da die Kollaborationsregierung nicht anerkannt wurde, wurde die deutsche Besatzungspolitik schließlich immer härter.

Dadurch wuchs auch der Widerstand der norwegischen Bevölkerung, die sowieso unter Krieg, Armut und Hungersnöten litten. Sie teilten sich in die Heimatfront und die Außenfront. Widerstandskämpfer sprengten beispielsweise Wasserkraftwerke und versenkten deutsche Frachtschiffe.

Ab Ende 1944 zog sich die Wehrmacht aufgrund der anrückenden Roten Armee aus Nordnorwegen zurück. Dabei verfolgte sie eine Politik der Verbrannten Erde – Anwohner wurden deportiert und alles Zurückgebliebene wurde zerstört und verbrannt.

Nach der deutschen Kapitulation im Mai 1945 und dem damit eingehenden Ende der Kriegsgeschehen in Europa betrat König Haakon am 7. Juni 1945 exakt fünf Jahre nach seiner Flucht wieder norwegischen Boden und besiegelte somit offiziell das Ende der Besatzungszeit.

Nach dem zweiten Weltkrieg

Norwegen Geschichte Nach dem Zweiten Weltkrieg Nato

Nach Kriegsende waren die größten Aufgaben der Wiederaufbau und die Aufarbeitung von Verbrechen der vorherigen Jahren. Fast 50.000 Personen wurden wegen Landesverrat strafrechtlich verfolgt. Zudem konfiszierte der norwegische Staat das deutsche Kapital und erreichte so bspw. eine Vormachtstellung in der Rohstoffproduktion.

Politisch trat in den Nachkriegsjahren vor allem der Sozialdemokrat Einar Gerhardsen in den Vordergrund, der von 1945 bis 1965 Ministerpräsident war und die unterschiedlichsten Regierungen bildete. Er orientierte sich am schwedischen Modell und sorgte für wirtschaftlichen sowie sozialen Aufschwung. Zudem war er maßgeblich daran beteiligt, dass Norwegen sich von seiner Neutralitätspolitik verabschiedete und 1949 Gründungsmitglied der NATO wurde. So konnte Norwegen auch am Marshallplan teilnehmen.

Skandinavische bzw. nordische Zusammenarbeit gab es ab den 1950ern unter anderem im Rahmen einer Passunion und einem gemeinsamen Arbeitsmarkts. Seit 1952 existiert zudem der Nordische Rat. Im Europäischen Bereich wurde Norwegen 1960 Teil der EFTA – eine Mitgliedschaft an der EWG wurde jedoch abgelehnt.

Der Weg zur heutigen Wohlstandsgesellschaft

Norwegen Geschichte Wohlstandsgesellschaft

Spätestens seit den Öl- und Gasfunden in der Nordsee ab den 1970er Jahren gilt Norwegen als eines der reichsten Länder Europas. Mit dem neugewonnen Wohlstand entwickelte sich eine moderne Gesellschaft mit hohem Lebensstandard.

Eine Mitgliedschaft an der Europäischen Gemeinschaft bzw. Union wird weiterhin abgelehnt, dagegen ist Norwegen seit 1994 Teil des Europäischen Wirtschaftsraumes und seit 2001 Mitglied des Schengen-Raums.

Politisch geprägt wurde Norwegen seit den 1980ern vor allem von Gro Harlem Brundtland, die 1981 als erste Frau norwegische Ministerpräsidentin wurde und diesen Posten auch zwischen 1986 und 1996 innehatte, sowie Kjell Magne Bondevik (Ministerpräsident 1997-2000 & 2001-2005) und Jens Stoltenberg (Ministerpräsident 2000-2001 & 2005-2013, seit 2014 erster norwegischer NATO-Generalsekretär).

Quelle:

Tuchtenhagen, Ralph: Kleine Geschichte Norwegens. München: Verlag C. H. Beck, 2009.

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