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Finnlands Geschichte: Überblick zu einer bewegten Historie

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Wusstest du, dass Finnland erst seit knapp über 100 Jahren ein unabhängiges Land ist? Eine Zusammenfassung, wie es dazu kam und was der nordeuropäische Staat auf dem Weg zur Unabhängigkeit und darüber hinaus alles so durchgemacht hat, kannst du hier in unserem Zeitstrahl nachlesen!

Die Geschichte Finnlands ist gleichzeitig ein langer Weg in die Unabhängigkeit, denn sie ist geprägt von Gebietsauseinandersetzungen und wechselnden Herrschaftsverhältnissen. Dabei zeigt sie auch die bemerkenswerte Entwicklung, die das Land genommen hat, um zu einem fortschrittlichen und demokratischen Staat zu werden – denn lange Zeit war Finnland strukturell benachteiligt.

Schon nach der letzten Eiszeit war das Land besiedelt, in den folgenden Jahrtausenden bestand die finnische Bevölkerung aus vier Gruppen: Finnen, Tavastianer, Karelier und Samen, die in losen Verhältnissen das Land bevölkerten, jagten und Ackerbau betrieben. Dies änderte sich, als im 12. Jahrhundert die Christianisierung Finnlands durch den schwedischen Nachbarn begann – und Finnland für rund 700 Jahre unter schwedische Kontrolle fiel, weshalb ein Teil der finnischen Geschichte eng mit der Geschichte Schwedens verknüpft ist.

Nach zahlreichen Kriegen zwischen Schweden und Russland, unter denen die Bewohner Finnlands am meisten litten, wurde Finnland im Jahr 1809 schließlich ein autonomes Gebiet im russischen Kaiserreich. Doch auch diese Autonomie war brüchig – immer wieder kam es zu Versuchen, Finnland ins russische Reich einzugliedern.

Erst nach den russischen Revolutionen im Jahr 1917 nutzten bürgerliche Kräfte die Chance auf endgültige Selbstständigkeit und erklärten am 6. Dezember die Unabhängigkeit des Landes. Es folgten weitere Kriege – Bürgerkrieg und Weltkrieg – aber mit zunehmender Orientierung und Zusammenarbeit mit den nordischen und europäischen Nachbarn entwickelte sich Finnland rasant zu dem erfolgreichen und modernen Wohlfahrtsstaat, den wir heute kennen.

In unserem Zeitstrahl haben wir einige wichtige historische Ereignisse gesammelt, sodass du dir einen Überblick über die Geschichte Finnlands schaffen kannst.

Ab ca. 10.000 v. Chr.: Finnische Eis- und Steinzeit

Suomusjärvi-Kultur & Komsa-Kultur: Finnlands frühste Siedler

Die ältesten Spuren von Zivilisation im heutigen Finnland stammen aus der Zeit nach Ende der letzten europäischen Eiszeit, also von ca. 8500 v. Chr.. Woher genau diese Siedler im Süden stammten, ist bis heute nicht geklärt – auch die Sprache der Suomusjärvi-Kultur ist unbekannt. Im Norden des Landes lebte die Komsa-Kultur, die aus der benachbarten Finnmark und dem Westen einwanderte. Die Bevölkerung lebte nomadisch und bestand aus Jägern und Sammlern. Voraussichtlich waren unter diesen frühen Bewohnern schon Ur-Ahnen der Samen.

Jungsteinzeit: Keramik, Streitaxt und Kiukainen-Kultur

Finnland Geschichte Steinzeit

In den folgenden Jahrtausenden wanderten immer neue Kulturen in das heutige Finnland ein. So gelang schließlich auch die Kammkeramikkultur nach Finnland. Gesprochen wurden frühe finno-ugrische Sprachen.

Gegen 3200 v. Chr. siedelten Siedler der Streitaxtkultur aus dem Baltikum nach Finnland über, welche einen frühen Ableger der indogermanischen Sprache sprachen. Aus der Verbindung dieser Kulturen ging die Kiukainen-Kultur hervor, die die letzte Steinzeit-Kultur in Finnland sein sollte.

1700-500 v. Chr.: Bronzezeit

Die neolithische Revolution erreicht Finnlands Küsten

Schweden Geschichte Landwirtschaft

Um 1700 v. Chr. begann im heutigen Finnland die Bronzezeit. Funde belegen den Gebrauch von Metallgegenständen, der sich aber wohl langsam von der Südwestküste ausbreitete.

Gleichzeitig begann an der Küste die neolithische Revolution und die Menschen wurden sesshaft, um Ackerbau und Viehzucht zu betreiben. Im Norden und Osten waren die Bewohner Finnlands weiterhin Jäger und Sammler.

500 v. Chr.-400 n. Chr.: Eisenzeit & Altertum

Handel mit Europa & Völkerwanderung

Um 100 v. Chr. nahm Finnland den Handel mit Mitteleuropa, dem römischen Reich und Nowgorod im Osten auf. Aufgrund der Lage an der Ostsee hatte man guten Kontakt zu den umliegenden Gebieten. So kam Finnland nach der Jahrtausendwende auch das erste Mal in Kontakt mit dem christlichen Glauben.

800-1025: Wikingerzeit

Erster schwedischer Einfluss

Während der Wikingerzeit waren die finnischen Küsten nicht nur Schauplatz von Handel, sondern auch von Überfällen der kriegerischen Seefahrer aus den Nachbargebieten. Überreste von unzähligen Verteidigungsanlagen sind noch heute an der finnischen Ostseeküste zu finden.

Zudem mussten die Bewohner der finnischen Küsten Abgaben an die Svear, den Bewohnern der schwedischen Ostküste, zahlen.

1155-1808: Unter schwedischer Herrschaft

Ab 1155: Eroberung & Christianisierung Finnlands durch Schweden

Den Legenden nach missionierte Schwedenkönig Erik I. im Rahmen des ersten Kreuzzugs Finnland höchstpersönlich, tatsächlich fand die Missionierung durch das gemeinsame Wirken von Kaufleuten, Kriegern und Missionaren statt. Aufgrund von früheren Kontakten und Siedlern war das Christentum sowieso schon bekannt und hatte erste Anhänger, dennoch hielten viele Finnen weiter an ihren heidnischen Brauchtümern fest. Zudem drang von Nowgorod im Osten der orthodoxe Glauben durch.

Den größten Erfolg hatte die katholische Kirche schließlich in der Mitte des 13. Jahrhunderts im Zuge der Eroberungszüge von Birger Jarl. 1284 wurde Finnland erstmals offiziell Teil von Schweden. Finnlands erste Stadt Turku wurde gegründet, im Jahr 1300 wurde der örtliche Dom eingeweiht.

14. und 15. Jahrhundert: Bildung des Adelstands

Finnland Geschichte Burgen

Als schwedisches „Ostland“ war Finnland vor allem von den Auseinandersetzungen zwischen Schweden und Nowgorod (später Teil von Russland) um Karelien geprägt. Regiert wurde Finnland von Stockholm aus, die alleinige Amtssprache war Schwedisch.

Die bestehenden Städte Turku und Wyborg im Osten wurden ausgebaut, zudem wurden im ganzen Land Klöster, Steinkirchen und Reichsburgen errichtet. Deren Burgherren und weitere Rekrutierungsmechanismen sorgten dafür, dass sich auch in Finnland ein Adelsstand bildete. 1362 durfte erstmals eine Delegation aus Finnland an der Königswahl in Uppsala teilnehmen.

16. & 17. Jahrhundert: Reformation und schwedische Großmachtzeit

Im 16. Jahrhundert übernahm in Schweden die Vasa-Dynastie die Herrschaft und arbeitete daran, Schweden zu einer Großmacht auszubauen. Zeitgleich breitete sich die Reformation bis nach Nordeuropa aus, wo sie den Katholizismus verdrängte. 1548 übersetzte der Reformator und Schöpfer der finnischen Schriftsprache Mikael Agricola das Neue Testament erstmals ins Finnische. Die Folge war ein Aufschwung der finnischsprachigen Kultur.

Im 17. Jahrhundert stieg Schweden zur Großmacht auf und erweiterte sein Reich auf viele Gebiete im Ostseeraum. Die strikte Zentralisierung führte zu einer Angleichung Finnlands and Schweden, zudem wurde das Straßennetz ausgebaut und verbessert. Finnland wurde in fünf Provinzen aufgeteilt, die höchsten Ämter wurden weiterhin von hauptsächlich Schweden besetzt.

1700-1721: Großer Nordischer Krieg & Zeit des Großen Unfriedens

Finnland Geschichte Schwedische Großmachtzeit

Mit dem Erstarken Russlands endete die Vorherrschaft Schwedens im Ostseeraum – und Finnland war erneut Ursache und Austragungsort von Kämpfen zwischen den beiden Länder. Größter Wendepunkt war der Große Nordische Krieg von 1700 bis 1721, in dem sich Schweden zunächst einer Allianz aus Russland, Dänemark-Norwegen und Sachsen-Polen gegenüber sah, später waren noch mehr Länder beteiligt.

Zwar blieb zunächst der schwedische König Karl XII. siegreich, doch in den späteren Jahren wendete sich das Blatt. Die Bevölkerung Finnlands stellte nicht nur einen Großteil der schwedischen Armee, sondern war nun auch den weitreichenden Folgen der russischen Offensive ausgesetzt. Diese Zeit der Besatzung, Verwüstung und Unterdrückung Finnlands zwischen 1714 und 1721 durch Russland wird als „Großer Unfrieden“ bezeichnet.

1719-1772: Freiheitszeit

Nach dem Ende des Großen Nordischen Kriegs und dem damit eingehenden Ende der schwedischen Großmachtstellung kam es im gesamten schwedischen Reich zu Veränderungen und Neuverteilungen der Macht. Die schwache Stellung der neuen schwedischen Königin Ulrika Eleonore sorgte für ein Aufblühen der Stände und des Adels, auch in Finnland.

Finnland war immer noch von den Kriegen zwischen Schweden und Russland geprägt, zudem gab es zahlreiche ökonomische und soziale Probleme. Dennoch war die Freiheitszeit eine Periode, in der Finnland nicht nur eigenständiger auftrat, sondern auch im ganzen Reich als eigenständige Region wahrgenommen.

Russisch-Schwedischer Krieg 1808-1809

Schon gegen Ende des 18. Jahrhunderts machte sich unter einigen hochrangigen „finnischen“ Bürgern Unzufriedenheit über die Alleinherrschaft des schwedischen Königs Gustav III. breit, weshalb einige nach Russland übersiedelten. Nachdem sich Russland an der Kontinentalsperre Napoleons gegen Schwedens Verbündeten England beteiligte, strebte Russland zum Schutz St. Petersburgs nach Kontrolle über die Ostsee und fiel am 21. Februar 1808 in Finnland ein.

Die russische Armee war der schwedischen Armee zahlenmäßig haushoch überlegen und nahm Gebiet nach Gebiet ein. Zwar wurde der Vormarsch durch den Kriegseintritt Englands kurzfristig gestoppt, aber eine Offensive im März 1809 verlagerte das Kriegsgeschehen von Finnland nach Schweden. Im August des selben Jahres wurde die schwedische Hauptarmee bei der Schlacht bei Piteå besiegt und die schwedische Niederlage besiegelt. Ein Waffenstillstand wurde am 2. September geschlossen.

1809-1917: Autonomes Großfürstentum von Russland

1809: Finnland wird Großfürstentum von Russland

Nach der Niederlage Schwedens im Russisch-Schwedischen Kriegs wurde am 17. September 1809 der Friedensvertrag von Frederikshamn geschlossen. Mit ihm endeten Jahrhunderte der schwedischen Herrschaft über Finnland und Finnland wurde autonomes Großfürstentum im Russischen Kaiserreich. Neue Hauptstadt wurde Helsinki. Für das Finden eines eigenen finnischen Nationalbewusstsein und der finnischen Unabhängigkeit spielte dieser Wechsel inklusive einer neuen Stellung eine große und wichtige Rolle.

19. Jahrhundert: Erste Nationalgedanken & Autonomie unter Zar Alexander II.

Finnland Geschichte Zar Alexander II

Schon gegen Ende des 18. Jahrhunderts fassten erste Nationalgedanken in Finnland Fuß. Diese wurden vor allem von der schwedischen Überheblichkeit provoziert, denn noch immer war Finnisch keine Amtssprache und wurde konsequent abwertend behandelt. Dagegen stellten sich Gelehrte und Historiker, die sich mit einem unabhängigen Finnland beschäftigten – sie bereiteten beispielsweise den Weg für das Kalevala, das Nationalepos der Finnen.

Mit dem Herrschaftswechsel und der neugewonnen Autonomie war Finnland in einer neuen Situation. Unter dem russischen Zaren Alexander II., der 1855 den Thron bestieg, begann eine Zeit der Öffnung und Reformen. Auch Finnland profitierte und erlangte noch mehr Autonomie – beispielsweise wurde 1860 die Finnische Mark eingeführt und ein eigenständiger finnischer Wirtschaftsraum geschaffen. Zudem wurde auch der finnische Reichstag 1863 zum ersten mal seit mehr als 50 Jahren berufen, wodurch die politische Gesellschaft einen Aufschwung erhielt.

1899-1914: Perioden der Russifizierungen

Finnland Geschichte Russifizierung

Wie brüchig die finnische Autonomie jedoch war, zeigte sich unter den letzten beiden russischen Zaren am Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts. Insbesondere unter Zar Nikolaus II. fanden immer wieder Perioden der Russifizierung statt, denn die scheinbare finnische Eigenständigkeit mit besonderen Privilegien stand im Kontrast zum russischen Großnationalismus und löste in der russischen Gesellschaft Unmut aus.

So wurde die finnische Autonomie 1899 durch das Februarmanifest weitgehend eingeschränkt – so wurde beispielsweise Russisch als Amtssprache eingeführt und die finnische Armee aufgelöst. Zwar nahm der Zar einige der Maßnahmen nach der Russischen Revolution von 1905 wieder zurück, wodurch die Finnen beispielsweise 1906 als erstes europäisches Land das Frauenwahlrecht einführten, doch in den Jahren bis zum Ersten Weltkrieg kam es immer wieder zu Einschränkungen und Russifizierungen – und die finnische Unabhängigkeitsbewegung wuchs stetig mit.

1914-1918: Erster Weltkrieg & Russische Revolutionen

Finnland Geschichte Russische Revolution

Der Erste Weltkrieg lief weitgehend ohne finnische Beteiligung ab, da Finnland kein Kriegsort war und Soldaten nur freiwillig kämpften. Dennoch war er im Land spürbar – zum einen gab es ab 1916 Versorgungsprobleme, zum anderen sorgte das auf russischem Gebiet geltende Kriegsrecht auch in Finnland für verschärfte Zensur und Freiheitseinschränkungen. Dies führte zu einer größer werdenden antirussischen Unabhängigkeitsbewegung in der gesamten finnischen Gesellschaft.

Die Chance auf Unabhängigkeit, auf die Finnland Jahrhunderte gewartet hatte, kam 1917. Nachdem die russische Monarchie in der Februarrevolution ihr Ende fand und die kommunistischen Bolschewisten im Rahmen der Oktoberrevolution die Macht ergriffen, kam es auch in Finnland zu Streiks und teils blutigen Aufständen der Arbeiterbewegung. Die bürgerliche finnische Regierung nutzte die chaotischen Zustände aus und erklärte am 6. Dezember 1917 die Unabhängigkeit Finnlands von Russland.

Das 20. & 21. Jahrhundert: Finnische Unabhängigkeit

1917-1919: Unabhängigkeit & Finnischer Bürgerkrieg

Finnland Flagge

Formell bestätigt wurde die finnische Unabhängigkeit am 4. Januar 1918 durch die russische Regierung. Beruhigt wurde die Lage in Finnland dadurch jedoch nicht, noch immer standen sich die bürgerlichen Weißen und die sozialistischen Roten gegenüber. Die Bildung einer Armee durch die Regierung wurde als Provokation und Unterdrückungsmittel von den Sozialisten aufgenommen, die am Abend des 27. Januar einen Umsturzversuch und Bürgerkrieg begannen.

Zunächst konnten die zahlenmäßig überlegenden Roten große Erfolge feiern, so brachten sie große Teile Südfinnlands inklusive Helsinki unter ihre Kontrolle. Den Regierungsmitgliedern blieb nur noch die Flucht ins westfinnische Vaasa, von wo aus sie die Gegenoffensive plante. Dank ihrer besseren Disziplin und Ausbildung konnten sie die Aufstände niederschlagen und im Mai den Bürgerkrieg für sich entscheiden – passend dazu wurde am 29. Mai die finnische Flagge offiziell eingeführt.

Zunächst wollte die bürgerliche Regierung in Finnland eine Monarchie einführen. Orientieren wollte man sich am Deutschen Kaiserreich, das Finnland im Bürgerkrieg ausgeholfen hatte. Nach der deutschen Novemberrevolution änderte man diese Pläne jedoch und Finnland wurde zu einer Republik mit einem starken Präsidenten. Die finnische Verfassung trat am 17. Juli 1919 in Kraft.

1920: Drohender Konflikt um die Åland-Inseln

Finnland Geschichte Aland Konflikt

Nach dem Ende des Bürgerkriegs auf dem finnischen Festland zeichnete sich der Beginn eines neuen Konflikts ab. Die schwedischsprachigen Åland-Inseln, die ab 1809 zum finnischen Gebiet gehörten, strebte eine Rückkehr zu Schweden an. Der schwedische Vorschlag über ein Referendum der Bewohner*innen wurde von Finnland strikt abgelehnt.

Stattdessen erließ man im Mai 1920 ein Autonomiegesetz, indessen Folge sich der Völkerbund einsetzte und Finnland 1921 Recht gab. Seit dem 11. August 1922 regelt ein Garantiegesetz die Autonomie der Inseln, wodurch die Bewohner der Åland-Inseln Sonderrechte genießen – unter anderem mit eigener Provinzialregierung, Landtag und Flagge. Die Bewohner sind zudem von der Wehrpflicht ausgenommen.

1939-1945: Finnland im zweiten Weltkrieg

Anders als im Ersten Weltkrieg war Finnland in die Geschehen des zweiten Weltkriegs involviert. Zwar hatte man 1932 einen Nichtangriffspakt mit der Sowjetunion geschlossen, dieser wurde jedoch am 28. November 1939 nach einem angeblichen finnischen Angriffs auf ein russisches Dorf gekündigt. Zwei Tage später begann der Angriff der Sowjetunion und damit der finnische Winterkrieg. Grund war die Weigerung Finnlands, Gebiete im Osten des Landes abzutreten.

Trotz zahlenmäßiger Unterlegenheit verlangsamte die finnische Armee aufgrund ihrer Vertrautheit mit Gelände und Witterungen die Invasion des scheinbar übermächtigen Gegners und zwang die sowjetischen Soldaten teilweise sogar zum Rückzug. Dennoch konnte man sich nicht final gegen die sowjetischen Kräften stellen, wodurch Finnland im Osten des Landes Gebietsverluste hinnehmen musste.

Nach dem Angriff Deutschlands auf die Sowjetunion, nahm auch Finnland die Kämpfe gegen den Nachbarn im Osten wieder auf. Der sogenannte Fortsetzungskrieg sollte nur dafür sorgen, dass man die ehemals finnischen Gebiete zurückgewinnen konnte, an der weiteren Ostpolitik des Dritten Reichs nahm man nicht teil. Ein Waffenstillstand mit der Sowjetunion folgte im September 1944, anschließend drängten finnische Soldaten die Wehrmacht im zerstörerischen Lapplandkrieg aus Nordfinnland.

Zwar war Finnland der einzige Verbündete Deutschlands, der seine Unabhängigkeit und Verfassung behalten durfte, dennoch musste das Land große Verluste in Kauf nehmen. Neben den zahlreichen gefallenen Soldaten und Zivilisten, Zerstörungen im ganzen Land und Gebietsverlusten mussten hohe Reparationen gezahlt werden.

1945-1990: Wiederaufbau nach dem zweiten Weltkrieg

Nach dem Ende des zweiten Weltkriegs befand sich Finnland noch immer in einer angespannten Situation. 1947 wurde ein Friedensvertrag mit den Siegermächten geschlossen, 1948 ein Freundschaftsvertrag mit der Sowjetunion. Noch immer war Finnland eng an den Nachbarn im Osten gebunden, weshalb auch auf die Teilnahme am Marshall-Plan verzichtet wurde.

Im Kalten Krieg hielt sich Finnland neutral und trat weder der NATO noch dem Warschauer Pakt bei, wodurch es eine Vermittler-Rolle innehatte. Gleichzeitig wurde die Zusammenarbeit mit den nordischen Nachbarn gefördert, so trat Finnland 1954 der Nordischen Passunion und 1955 dem Nordischen Rat bei. Auch wirtschaftlich orientierte man sich an den skandinavischen Nachbarn und baute einen erfolgreichen Wohlfahrtsstaat auf, der sich schnell in eine moderne Gesellschaft umwandelte.

Seit 1990: Neuorientierung nach Westen

Mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion Anfang der 1990er Jahre kam es in Finnland zu einer schweren Wirtschaftskrise, von der man sich aber recht schnell erholen konnte.

Nun richtete sich der Blick nach Westen – in einer Volksabstimmung am 16. Oktober 1994 stimmten 56,9% der Wähler einem Beitritt in die Europäische Union zu, am 1. Januar 1995 trat Finnland der EU offiziell bei. 1999 war Finnland eines der 14 Gründungsmitglieder des Euros, der 2002 als offizielles Bargeld eingeführt. Ebenfalls neu war die Verfassung, die 2000 in Kraft trat und die Macht des Präsidenten deutlich abschwächte.

Gemeinsam mit dem Nachbarn Schweden hielt sich Finnland jedoch weiterhin neutral, beide Staaten lehnten einen Beitritt zur NATO ab. Dies änderte sich im Frühjahr 2022 mit der russischen Invasion der Ukraine. Erstmals war eine Mehrheit der finnischen Bevölkerung für einen Beitritt zum westlichen Verteidigungsbündnis. Im Juni 2022 bewarben sich die beiden nordischen Länder gemeinsam offiziell für den NATO-Beitritt. Am 4. April 2023 trat Finnland der NATO offiziell bei.

Quelle:

Hoesch, Edgar: Kleine Geschichte Finnlands. München: Verlag C. H. Beck, 2009.

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