Bei Dänemarks Geschichte werden die meisten zuerst an die Wikinger denken – und in wenig anderen Ländern hatten die Seefahrer aus dem Norden so viel Einfluss und Macht. Aber neben Wikingern hat die Geschichte der ältesten Monarchie der Welt noch deutlich mehr zu bieten – hier kannst du nachlesen, wie sich der nordeuropäische Staat im Laufe der Jahrhunderte entwickelt hat!
Die Geschichte Dänemarks beginnt früh – schon zu Zeiten der letzten Eiszeit sowie der Steinzeit wanderten Jäger und Sammler durch das kleine Land. Es ist aber vor allem die Wikingerzeit zwischen 800 und 1066, die Dänemark zu Macht verhalf und noch heute die Geschichte prägt. Die großen Wikingerkönige um Gorm den Alten, Harald Blauzahn, Sven Gabelbart und Knut dem Großen vereinigten Dänemark unter einem gemeinsamen König und verwandelten das kleine Land in eine Nordseemacht.
Im Mittelalter weitete Dänemark sein Machtgebiet auf die Ostsee aus, wodurch es aber auch immer wieder zu Konflikten mit der deutschen Hanse kam. Zudem begann die Zeit der Unionen – zunächst mit Norwegen, anschließend herrschte der dänische König innerhalb der Kalmarer Union über alle drei skandinavischen Länder – die dänische Geschichte ist also eng mit der Geschichte Norwegens und der schwedischen Geschichte verbunden. Mit dem Ende der Union kam es ab dem 17. Jahrhundert zu immer mehr Spannungen mit der neuen Ostseemacht Schweden, die in den Napoleonischen Kriegen gipfelten.
Anschließend stellte die Schleswig-Holstein-Frage die Europäische Ordnung auf den Prüfstand. Mit dem Deutsch-Dänischen Krieg verlor Dänemark ein wichtiges Gebiet an den deutschen Bund und wandte sich im 20. Jahrhundert der Neutralität zu. Im Zweiten Weltkrieg wurde Dänemark von Deutschland besetzt, nach dem Sieg der Alliierten konnte man sich schließlich zu dem modernen Sozialstaat entwickeln, den wir heute kennen.
Ab 17.000 v. Chr.: Dänische Eis- und Steinzeit
Die ersten Menschen in Dänemark
Mit dem Ende der letzten Eiszeit ab dem 13. Jahrtausend v. Chr. wanderten Rentierherden in das südliche Skandinavien – ihnen folgten Jäger und Sammler. Im heutigen Süddänemark fand man Spuren dieser vermutlich ersten Menschen auf dänischem Gebiet.
Die dauerhafte Besiedlung Dänemarks begann vermutlich ab 11.500 v. Chr. Die sogenannte Bromme-Kultur bewohnten Lager an Seen und Flüssen. Im Laufe der Jahrtausende kam es zu Vermischungen mit anderen Kulturen, die allesamt noch Jäger und Sammler waren.
Jungsteinzeit: Ackerbau in Dänemark
Vermutlich gelangten ab 4000 v. Chr. die ersten Bauern vom Süden her nach Dänemark. Mit der Landwirtschaft änderte sich die Lebensweise der ersten Bewohner – die Menschen wurden sesshaft und es entwickelten sich erste gesellschaftliche Strukturen.
Spuren von ihnen findet man vermutlich in den Megalithanlagen – nach einem bestimmten Muster aufgestellte große Steinblöcken. Auch die ersten Grabhügel wurden in dieser Zeit errichtet.
1700-500 v. Chr.: Bronzezeit
Kulturelle Blüte
In der Bronzezeit setzte eine kulturelle Blüte in Dänemark ein, was vor allem am milderen und wärmeren Klima lag. Funde aus dieser Zeit sind oftmals reich und prächtig, wie beispielsweise der Sonnenwagen von Trundholm beweist – nach weiterer Einwanderung und Vermischung von Kulturen gelangten auch die prähistorischen Dänen an Bronze.
500 v. Chr.-800 n. Chr.: Eisenzeit
6. Jahrhundert: Nordgermanen gelangen nach Dänemark
Im Rahmen der Völkerwanderung und vor allem im sechsten Jahrhundert gelangten nordgermanische Völker nach Dänemark. Sie kamen vermutlich aus Südschweden und vermischten sich mit den in Dänemark ansässigen Stämmen bzw. verdrängten sie. Diese Völkergruppen sind die Vorfahren der heutigen Dänen.
Ab 800: Wikingerzeit
811: Abkommen mit Karl dem Großen
Ab ungefähr 768 kam es vermehrt zu Grenzkonflikten zwischen den heidnischen Dänen und dem fränkischen Reich unter der christlichen Herrschaft von Karl dem Großen. Nachdem es zwischendrin aussah, als ob sich ein großer Krieg anbahnte, kam es durch interne Machtkämpfe bei den Dänen schließlich doch zu einem Friedensabkommen.
811 wurde der Vertrag von Heiligen unterzeichnet, der die Grenze zwischen den dänischen Gebieten und Franken offiziell festlegt. So wurde die Südgrenze der Dänen auf den Fluss Eider festgelegt – sie blieb bis 1864 gültig.
Die erste dänische Stadt
Ab 860 wurde im Ort Ribe unter dem Jütischen Wikingerkönig Horik II. die erste Kirche in Skandinavien errichtet. Die Siedlung war schon vorher bewohnt, entwickelte sich aber so zur ersten richtigen Stadt des Landes und gehörte zwischenzeitlich zu den bedeutendsten Handelsorten in Nordeuropa.
Die andere wichtigste Stadt zu dieser Zeit war Schleswig, das heute in Deutschland liegt, bzw. Haithabu (heute ein Wikingermuseum). Der Ort war die erste Handelsmetropole der Wikinger.
10. Jahrhundert: Gorm der Alte "gründet" Dänemark
Gorm der Alte gilt als der erste König Dänemarks – zumindest ließ er den kleinen Runenstein von Jelling anfertigen, der als Geburtsurkunde und Taufschein Dänemarks gelten und auf dem der Name “Dänemark” zum ersten Mal erwähnt wird.
Er war zudem der Begründer der Jelling-Dynastie und ein weit entfernter Vorfahre des heutigen dänischen Königshaus und des derzeitigen Königs Frederik X.
Harald Blauzahn
Gorms Sohn Harald Blauzahn gilt als einer der bekanntesten und größten Könige Dänemarks. Harald führte viele Raubzüge und eroberte Südnorwegen, was ihn auch zum König von Norwegen machte. Er war zudem derjenige, der Dänemark wirklich unter einer Krone vereinte.
Um das Jahr 965 herum ließ Harald Blauzahn sich taufen. Nachdem schon zuvor in Bereichen Dänemarks Bistümer und Klöster errichtet worden waren, war das der offizielle Beginn der Christianisierung Dänemarks. Dies belegt beispielsweise der Bau des Doms zu Roskilde – die Stadt wurde von Harald Blauzahn als Königssitz und Hauptstadt gegründet.
Sven Gabelbart & Knut der Große: Dänische Nordseegroßmacht
Unter Haralds Nachfolgern entwickelte sich Dänemark zur Großmacht im Nordseeraum. Das dänische Nordseereich unter Sven Gabelbart und Knut dem Großen umfasste neben Dänemark auch Teile von Schweden, Norwegen und England. Die Herrschaft über England durch dänische Könige hielt bis 1042 an.
Mit der Eroberung Englands durch Wilhelm den Eroberer im Jahr 1066 endete die Wikingerzeit. Zudem wurde Haithabu durch Norweger und Westslawen zerstört und geplündert.
Dänemark im Hoch- und Spätmittelalter
12. Jahrhundert: Waldemar der Große
Unter der Herrschaft von König Waldemar I., dem als einzigen dänischen Herrscher neben Knut dem Großen der Beiname “der Große” verliehen wurde, erlebte Dänemark eine neue Blüte. Waldemar I. hatte gute Beziehungen zu den großen deutschen Herrschern und legte den Grundstein für die Herrschaft im Ostseebereich.
Gleichzeitig baute er Schutzwälle und Militäranlagen in Dänemark aus. Zudem machte er die Monarchie in Dänemark erblich – nach Jahrhunderten wurde das Wahlkönigtum abgelöst. Im Land entstand zudem eine neue, gebildete Adelsschicht und Dänemark wurde zur führenden Handelsmacht.
Waldemar II und die dänische Flagge
Einer der Söhne Waldemar des Großen war Waldemar II., der der Vision seines Vaters folgte und Dänemark in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts zur Großmacht im Ostseeraum ausbaute. Diese Vormachtstellung verlor man erst in der Mitte des 14. Jahrhunderts an die Hanse.
In Waldemars Regierungszeit fällt auch der Entstehungsmythos der dänischen Flagge. So soll am 15. Juni 1219 in der Schlacht von Lyndanisse (Tallinn) eine riesige Flagge, die ein weißes Kreuz auf rotem Grund zeigte, vom Himmel gefallen sein und dem König und seinem Heer zum Sieg verholfen haben.
Konflikte mit der Hanse
Durch das 14. und 15. Jahrhundert ziehen sich zahlreiche Konflikte zwischen Dänemark und der Hanse um die Vormachtstellung an der Ostsee. Nachdem Dänemark seine Dominanz zunächst behaupten konnte, wurde 1369 der Frieden von Stralsund geschlossen, der die Hanse als neuer Herrscher der Ostsee bestätigte.
Union mit Norwegen
Durch geschickte Heiratspolitik sicherte sich Dänemark im 14. Jahrhundert die Macht über Norwegen. Die dänische Prinzessin Margarethe war mit dem Sohn des Königs von Schweden und Norwegen verheiratet. Da sich Norwegen keinen eigenen Thron mehr leisten konnte, wurde Olav, der Sohn Margarethes, der bereits König von Dänemark war, auch in Norwegen gekrönt, womit auch Island und die Färöer-Inseln zu seinem Machtgebiet zählte.
Zwar waren Dänemark und Norwegen auf dem Papier gleichberechtigt, Dänemark kontrollierte das von Pest und Armut gebeutelte Norwegen aber voll und ganz.
1397-1523: Die Kalmarer Union
1397: Verhandlungen in Kalmar
Die Regentin Margarethe verfolgte das Ziel, alle drei nordischen Monarchien zu einer einzigen zu vereinigen. Dafür rief sie Vertreter aus Schweden, Dänemark und Norwegen zu einem Treffen in Kalmar zusammen.
Dort wurde in einem Unionsbrief festgelegt, dass die drei Länder eine gemeinsame Außenpolitik führen sollten. Erster König der Kalmarer Union wurde Erik von Pommern, der Großneffe und Erbe Margarethes, der schon 1390 zum König von Dänemark gewählt worden war.
Dänemark in der Union
In Folge setzte sich ein dänischer Zentralismus durch. Dänemark war das mächtigste Unionsmitglied und konnte die anderen beiden Länder dominieren. So wurde der eh schon dezimierte norwegische und der schwedische Adel immer weiter zurückgedrängt. Zwar kam es immer wieder zu Aufständen gegen die dänischen Könige, die allerdings immer niedergeschlagen werden konnten.
Währenddessen kam es zu kulturellem Aufschwung in Dänemark, dessen Hauptstadt 1443 von Roskilde nach Kopenhagen verlegt wurde. 1482 wurde das erste Buch gedruckt, 1495 erschien das erste Buch auf Dänisch.
1523: Das Ende der Union
Ab der Mitte des 15. Jahrhunderts wurde Skandinavien von den Dänisch-Schwedischen sowie den Dänisch-Hanseatischen Kriegen geprägt, in denen die Unionskönige die Herrschaft über Schweden immer wieder verloren. Beendet wurde diese Phase durch den endgültigen Aufstieg Gustav Vasas, der erfolgreich gegen den dänischen König Christian II. rebellierte und sich 1523 zum alleinigen König Schwedens wählen und krönen ließ.
Damit trat Schweden endgültig aus der Union aus. Die Union aus Dänemark und Norwegen, zu dem weiterhin auch Island gehörte, blieb allerdings bestehen, da Norwegen noch immer keine eigene politische Macht besaß. Mit dem zur Großmacht aufsteigenden Schweden entwickelte sich nun allerdings ein mächtiger neuer Konkurrent um die Vorherrschaft über die Ostsee.
Dänemark in der Neuzeit
16. Jahrhundert: Die Reformation erreicht Dänemark
Der spätere König Christian III. hatte noch als Prinz dem Reichstag zu Worms im Jahr 1521 beigewohnt und wurde dort zum glühenden Anhänger Luthers. Er konvertierte infolge selbst zum Protestantismus und führte die neue Religion in seinem Herzogtum Schleswig ein, von wo sie sich immer mehr in Dänemark verbreitete.
Christian wurde 1534 zum König gewählt, 1536 wurde der evangelische Glaube zur alleinigen Staatsreligion erklärt. Somit hatte sich die Reformation in Dänemark weitgehend friedlich ausgebreitet – Christian beließ es aber nicht dabei, sondern ließ sie auch in Norwegen und Island durchsetzen.
17. Jahrhundert: Spannungen mit Schweden
Außenpolitisch stand Dänemark-Norwegen zu dieser Zeit vor allem im Konflikt mit Schweden. Immer wieder gab es Kriege zwischen den benachbarten Ländern. Zunächst konnte Dänemark seine Vormachtstellung behaupten, im 17. Jahrhundert wendete sich das Blatt aber zu Gunsten Schwedens und das Land stieg zur Großmacht in Europa auf.
Unter König Christian IV., der den Absolutismus in Dänemark etablierte, beteiligte sich das Land zwischen 1625 und 1629 am Dreißigjährigen Krieg. Das dänische Militär brach zusammen und man verlor große Teile des Reiches an Schweden, auch wenn man sie später teilweise wiedererlangte. Dennoch hatte Dänemark seine vorherrschende Stellung an der Ostsee an Schweden verloren.
Auch in den folgenden Jahren kam es immer wieder zu militärischen Auseinandersetzungen mit Schweden, teilweise konnte Dänemark seinen Fortbestand nur dank ausländischer Hilfe sichern.
Der Große Nordische Krieg von 1700 bis 1721 beendete die Vormachtstellung Schwedens. Dänemark-Norwegen kämpfte an der Seite der neuen Großmacht Russland, gewann aber selbst keine Territorien. Stattdessen begann man eine Neutralitätspolitik.
Dänische Kolonien
Nachdem Grönland schon früher von Wikingern, Inuit und Walfängern besucht bzw. besiedelt worden war, erklärte Dänemark sich um 1700 zum Besitzer der größten Insel der Welt. Innerhalb der 1720er-Jahren und den folgenden Jahrzehnten begann die dänische Kolonisierung Grönlands.
Neben Grönland besaß Dänemark zwischen dem 17. und 20. Jahrhundert zudem kleine Kolonien an Afrikas Goldküste bzw. dem heutigen Ghana, in der Karibik (“Dänisch-Westindien”, die Kleinen Antillen sowie die Jungferninseln) und in Indien (“Dänisch-Ostindien”). Die Kolonien wurden vor allem genutzt, um Sklaven, Zuckerrohr und Gewürze zu handeln.
Dänemark während der Napoleonischen Kriegen
In die napoleonischen Kriege (1792-1815) trat Dänemark-Norwegen das erste mal 1801 ein, wirklich aktiv allerdings erst 1807, als Großbritannien sich im Zuge des Bombardements von Kopenhagen die dänische Kriegsflotte sicherte. Mit dem Verlust der Schiffe verlor man nicht nur Schutz, sondern auch Handelsmöglichkeiten. Dänemark gab die Neutralitätspolitik auf und ging stattdessen eine Allianz mit Frankreich ein – obwohl man unter deren Blockade gegenüber Großbritannien selbst großen Schaden nahm.
Schweden befand sich dagegen in der Koalition gegen Frankreich. Von 1813 bis 1814 kam es zu einem direkten Krieg zwischen Dänemark und Schweden, den Schweden für sich entscheiden konnte. Im darauffolgenden Kieler Frieden, der am 14. Januar 1814 geschlossen wurde, verlor Dänemark Norwegen an Schweden und die Personalunion endete. Island, Grönland und die Färöer gehörten aber weiterhin zu Dänemark.
19. Jahrhundert: Nationalbewegungen und Konflikte
Erste Nationalbewegungen und Blüte der Literatur
Im 19. Jahrhundert kamen auch in Dänemark die Nationalbewegungen an. So gewannen die Liberalen immer mehr Macht – 1848 trat das noch heute geltende Grundgesetz Dänemarks in Kraft und Dänemark wandelte sich zur konstitutionellen Monarchie.
Auch literarisch hatte Dänemark eine Blütezeit. Die dänische Romantik gilt als Goldenes Zeitalter der dänischen Literatur. In ihr wurden die Motive Sehnsucht, Natur und Mythologie verarbeitet. Bekannteste Autoren ist wohl Adam Oehlenschläger. Etwas später betrat mit Hans Christian Andersen, einem Vertreter des Realismus, der wohl bekannteste dänische Autor der Geschichte die Weltbühne.
Die Schleswig-Holstein-Frage I: Die Schleswig-Holsteinische Erhebung
Schon früher war es zu Konflikten rund um die Herzogtümer Schleswig, Holstein und Lauenburg im Süden Dänemarks gekommen, da man zwischen Dänemark und Deutschland stand. Die Herzogtümer gehörten zwar zum Dänischen Gesamtstaat, Holstein und Lauenburg waren allerdings auch Mitglied des Deutschen Bundes.
Nach dem dänischen Staatsbankrott 1813 und aus Sorge um eine komplette dänische Eingliederung Schleswigs erhoben sich die Sympathisanten mit Deutschland 1848 gegen das dänische Königshaus. Der Aufstand wurde niedergeschlagen, Schleswig wurde allerdings staatsrechtliche Eigenständigkeit außerhalb Dänemarks zugesichert.
Die Schleswig-Holstein Frage II: Der Deutsch-Dänische Krieg
In Folge entspannte sich die Lage nicht – eher im Gegenteil. Nachdem Dänemark mit der Novemberverfassung erneut versuchte, Schleswig einzugliedern, marschierten am 1. Februar 1864 preußische und österreichische Truppen nach Schleswig ein und lösten so den Zweiten Schleswigschen Krieg bzw. den Deutsch-Dänischen Krieg aus.
Preußen und Österreich eroberten Schleswig und den Rest Jütlands schnell. Dänemark blieb nur die Kapitulation, weshalb die drei Herzogtümer mit dem Ende des Kriegs und dem Frieden von Wien am 30. Oktober 1864 an den Deutschen Bund fielen. Somit gehörte auch die Grenzziehung von 811 der Vergangenheit an.
In Dänemark bewirkte diese verheerende Niederlage mitsamt Gebietsverlust einen tiefen Einschnitt in die Entwicklung der nationalen Identität. In der Folge rutschte man in der Politik nach links und beschloss einen Neutralitätskurs.
20. und 21. Jahrhundert: Der moderne Sozialstaat
Dänemark im frühen 20. Jahrhundert
Anfang des 20. Jahrhunderts entwickelte sich in Dänemark ein staatliches Regulierungssystem, während man seine neutrale Außenpolitik fortführte. So beteiligte sich Dänemark nicht am Ersten Weltkrieg, vereinzelt kämpften Dänen auf der Seite Deutschlands mit. Nach diesem kam es zu einer Volksabstimmung in Schleswig – Nordschleswig wurde 1920 wieder Teil Dänemarks.
Nach der Osterkrise und zwischenzeitlichem Chaos stellten 1924 zum ersten Mal die Sozialdemokraten den Regierungschef, führten Dänemark in der Folge aus der Weltwirtschaftskrise und bauten den sozialen Wohlfahrtsstaat aus.
Dänemark im zweiten Weltkrieg: Unter deutscher Besatzung
Auch im zweiten Weltkrieg wollte Dänemark seine Neutralität wahren und handelte im Mai 1939 einen Nichtangriffspakt mit dem Deutschen Reich aus. Dies hinderte die deutsche Wehrmacht jedoch nicht daran, Dänemark am 9. April 1940 im Rahmen der Operation Weserübung völkerrechtswidrig zu invadieren. Schon am Abend war das militärisch schwache Dänemark vollständig besetzt und kapitulierte.
Zwar stand Dänemark nun unter deutscher Kontrolle, konnte aber zumindest formell seine Souveränität halten. Anders als bei vielen anderen besetzten Ländern blieben auch die Regierung und das Staatsoberhaupt, König Christian X., im Land, auch Parlament, Armee und Marine blieben bis 1943 intakt.
Erst ab Ende 1942 stieg der Widerstand in Dänemark gegen die Besatzer merklich. Während der Augustrevolte kam es 1943 zu einer Reihe von zivilen Streiks und Unruhen. Als sich auch die dänische Regierung den deutschen Besatzern widersetzte, wurde sie abgesetzt und der Ausnahmezustand ausgerufen. Auch die dänische Armee wurde aufgelöst.
Es folgte eine Zeit des Terrors. Polizei- und Sicherheitsapparat wurden ausgebaut, gleichzeitig wuchs die Gegenwehr auf dänischer Seite. Als es im Oktober 1943 auch in Dänemark zu Deportationen der jüdischen Bürger*innen kommen sollte, wurden diese Pläne durchkreuzt und rund 7200 der 7800 dänischen Juden konnten ins neutrale Schweden in Sicherheit gebracht werden.
1944 machte sich Island vom machtlosen Dänemark unabhängig. Zuvor war man sowieso nur noch in einer Personalunion gewesen.
Die deutschen Besetzer blieben bis Mai 1945 in Dänemark, am 4. Mai kapitulierte die Wehrmacht in Nordwestdeutschland, den Niederlanden und Dänemark vor Großbritannien. Am 5. Mai gelangte Dänemark offiziell seine Freiheit wieder.
Die Nachkriegsjahre: Dänemarks Aufstieg zum modernen Wohlfahrtsstaat
Nach Ende des zweiten Weltkriegs baute Dänemark an seinen internationalen Beziehungen. So war das Land Gründungsmitglied der Vereinten Nationen (1945), der NATO (1949) sowie des Nordischen Rats (1952). Zudem trat man 1973 der Europäischen Gemeinschaft bei, 1993 mit längerem Anlauf Teil der Europäischen Union.
1953 wurde zudem eine Verfassungsänderung eingeführt, was das Zweikammersystem absetzte und das Folketing zur einzigen Kammer im Parlament machte. Außerdem wurde nun die weibliche Thronfolge möglich, wodurch 1972 mit Margrethe II. die erste gekrönte Königin den dänischen Thron bestieg.
Teil der Verfassungsänderung war auch die Abschaffung von Kolonien. Die Färöer-Inseln besitzen bereits seit 1948 ein weitgehendes Selbstbestimmungsrecht. Grönland erhielt 1979 Selbstverwaltung und Autonomie. 2009 wurde dieser Unabhängigkeitsstatus weiter ausgebaut. Beide Gebiete gehören weiterhin zum Königreich Dänemark.
So entwickelte sich Dänemark zu dem modernen und sozialen Staat, den wir heute kennen. 1989 führte Dänemark als erstes Land der Welt zivilrechtliche Partnerschaften für Homosexuelle ein. 2011 wurde mit Helle Thorning-Schmidt von den Sozialdemokraten die erste Frau dänische Regierungschefin.
Quelle:
Bohn, Robert: Dänische Geschichte. München: C. H. Beck 2001.