Was Hygge für Dänemark ist, ist Lagom für Schweden: Ein unübersetzbares Wort, das ein ganz bestimmtes Lebensgefühl beschreibt, das typisch für den skandinavischen – insbesondere den schwedischen – Lifestyle ist. Wer lagom lebt, lebt im Einklang mit seiner Umwelt und genau richtig. Hier erfährst du, was es mit dem schwedischen Trendbegriff auf sich hat und wie auch du ihn in deinem Alltag einbringen kannst!
Lagom: Bedeutung und Ursprung
Lagom so einfach zu übersetzen und erklären ist gar nicht so einfach – eine direkte und wortwörtliche Übersetzung ins Deutsche gibt es nicht. Dementsprechend wird, ähnlich wie bei Hygge, auch hierzulande der schwedische Begriff genutzt, der in Schweden sowie in Norwegen ebenfalls längst etabliert ist.
Übersetzen kann man lagom dabei am ehesten mit „passend“, „gerade richtig“ oder „nicht zu wenig und nicht zu viel“ – im Grunde beschreibt lagom das, was wir im Deutschen als die „goldene Mitte“ bezeichnen. Es wird als Adjektiv und Adverb in verschiedensten Situationen und in jeder Lebenslage angewendet – solange alles passt und sich im Gleichgewicht befindet. Dabei kann sich lagom auf Essen und Trinken, auf eine Einrichtung, auf das Wetter, auf den Umgang mit anderen oder auch einfach auf die eigene Laune und Lebensweise beziehen, egal ob in einer einzelnen Situation oder im Allgemeinen. Gleichzeitig kann es aber auch andere Menschen angewendet werden, wobei es eine Bedeutung von „sympathisch“ hat.
Woher das Wort lagom kommt ist nicht hundertprozentig erwiesen – der Legende nach geht es auf einen Brauch aus der Wikingerzeit zurück. Damals versammelte sich die Mannschaft um ein Lagerfeuer und ließ ein Trinkhorn herumgehen, aus dem jeder einen Schluck nahm – wenn jeder nicht zu viel und nicht zu wenig trank, war das Horn genau richtig gefüllt, sodass jeder gleich viel abbekam. Dieser Brauch hieß „laget om“, was verkürzt zu lagom wurde.
Lagom wohnen: Lebensstil und Design für die eigenen vier Wände
Wer Lagom in seine Wohnung bringen will, sollte also in erster Linie auf die Balance achten. Generell setzt das skandinavische Design sehr auf Ausgewogenheit, Schlichtheit und Minimalismus – eine der Designphilosophien ist es, dass jedes Möbelstück eine Funktion haben und den Alltag für lange Zeit aufwerten soll – weniger ist im Skandi-Stil mehr und hohe Qualität ist essentiell. Möbel und Deko im skandinavischen Stil sind dementsprechend klug designt und weniger klobig oder auffällig.
Gleichzeitig spielt auch das Material eine wichtige Rolle – sowohl im Skandi-Stil an sich, als auch bei lagom: Nachhaltigkeit ist in Skandinavien so wichtig wie nie! Die Skandinavier lieben deshalb natürliche Materialien, allen voran natürlich Holz, besonders, wenn sie einen nachhaltigen Hintergrund besitzen. Neben Holz sind beispielsweise Kork, Korb oder Baumwolle beliebt und bringen einen authentischen und natürlichen Look mit sich. Auch Pflanzen dürfen als Dekoelemente nicht fehlen!
Ein weiterer wichtiger Faktor, um die Wohnung lagom zu gestalten ist die Farbauswahl. Es sind vor allem helle und freundliche Farben, die dominieren – insbesondere Weiß, Hellgrau und Holztöne. Farbliche Highlights und Akzente werden mit sanften Pastelltönen gesetzt, vor allem Blau, Grün oder Gelb. Die Farben sollte man allerdings geschickt kombinieren – Überfüllung hat in der lagom-Welt nichts zu suchen! Gemeinsam mit viel natürlichem Tageslicht entsteht mit den richtigen Farben ein Raum, der offen gestaltet ist und in dem man sich gleich viel wohler fühlt.
Um lagom zu leben, sollte man aber auch darauf achten, alles so einzurichten, wie es einem gefällt. Hat man das Konzept einmal gefunden, zieht ein weiterer Faktor von lagom: Mit dem, was man hat, zufrieden zu sein. Gleichzeitig sollte man sich auch nicht davor scheuen, überflüssige, unnötige und nicht gebrauchte Dinge zu entsorgen – denn lagom konzentriert sich auf die wesentlichen Dinge.
Lagom kleiden: Reduziert, schlicht und hochwertig
Auch im Modebereich zählt: Weniger ist mehr! Und das bezieht sich nicht nur auf Design oder Farbwahl von Kleidung, sondern auch auf die Quantität. Will man wirklich lagom leben, kommt man wohl nicht daran herum, den Kleiderschrank einmal gründlich auszumisten und aufzuräumen. In der heutigen Welt, die von Fast Fashion geprägt ist, haben wir meistens viel mehr im Kleiderschrank, als wir regelmäßig tragen und benötigen – teilweise wahrscheinlich mitunter Shirts, Hosen oder Kleider, die man nur einmal oder sogar keinmal trägt.
Hier kommt lagom ins Spiel: Anstatt sich alles zu kaufen, was einem auf den ersten Blick gefällt, sollte man bedachter an die Kleiderwahl herangehen. Lieber ein paar hochwertigere key pieces, die untereinander kombiniert werden können und regelmäßig getragen werden. So hat man nicht nur Kleidung von hoffentlich besserer Qualität, die man gerne und viel trägt, sondern gewinnt auch an Zeit – mit weniger Kleidung im Kleiderschrank ist auch die Auswahl geringer und man kann sich schnell entscheiden, was man anziehen will, ohne groß herumzuwühlen und im schlimmsten Fall noch mehr Chaos in den Schrank zu bringen!
Skandinavische Mode ist für den lagom-Lebensstil gemacht. Sie ist oftmals schlicht und minimalistisch designt, gleichzeitig setzen skandinavische Marken auf Zeitlosigkeit und eine legere Eleganz. Gedeckte Farben und hochwertige Materialien spielen ebenfalls eine wichtige Rolle. So können die Kleidungsstücken zu vielen verschiedenen Anlässen getragen werden und setzen ein Statement gegen Überfluss, Reizüberflutung und einen überfüllten Kleiderschrank.
All dies bezieht sich im Übrigen auch auf Schmuck und Accessoires – lieber auf wenige Lieblingsstücke beruhen!
Lagom durch den Alltag: Arbeit, Essen und Mehr
Auch in weiteren Lebensbereichen kann es sich positiv auswirken, nach dem lagom Prinzip zu leben. Nehmen wir beispielsweise die Kulinarik – lagom sind Gerichte und Portionen, die genau richtig sind, nicht zu groß, aber auch nicht zu klein, sondern genau das richtige Sättigungsgefühl geben, ohne Essen zu verschwenden oder zu wenig zu haben. Gleichzeitig bedeutet es auch, das Essen wertzuschätzen! So sollte man auf hochwertige Zutaten und Speisen setzen, im besten Fall regional angebaut oder produziert – egal ob man selbst kocht oder essen geht.
Auch im Arbeitsalltag kann lagom hilfreich sein. Hier wird nach der richtigen Balance gesucht: Pausen machen ist essentiell – nicht umsonst ist die Fika ein wichtiger Tagespunkt in schwedischen Büros und Universitäten! Sie ist der optimale Gegensatz zum motivierten und konzentrierten Arbeiten und kann bei der Etablierung einer gesunden Work-Life-Balance behilflich sein! Generell zählt auch das Verhältnis von Arbeit und Freizeit – Grenzen zu ziehen und diese zu beachten ist wichtig.
Was ebenfalls auf der Arbeit helfen kann ist, lagom zu sprechen, aber auch zuzuhören. Aufrichtige, ehrliche und direkte Kommunikation ist essentiell, so sollte Kritik beispielsweise immer konstruktiv geäußert werden und Lobeshymnen sollten realistisch ausfallen. Gleichzeitig sollte man sich im Gespräch auch zurücknehmen und nicht in den Mittelpunkt stellen, sondern auf andere achten und wissen, wann es besser ist, zu schweigen. Egal ob mit Kollegen, Freunden oder Fremden – beim Zuhören kann man meist noch etwas lernen.
Außerdem zeigt Zuhören einen gewissen Grad an Empathie, die in der lagom Gesellschaft ebenfalls sehr wichtig ist – denn soziales Bewusstsein, Fairness und allgegenseitige Unterstützung sind wichtige Grundbausteine.
Lagom in Deutschland: Cafés und mehr
Wenn du in Deutschland auf der Suche nach lagom bist, wirst du nicht nur bei IKEA fündig – mittlerweile gibt es dutzende von gemütlichen Cafés und Restaurants, die sich dem Trend aus Skandinavien verschrieben haben. Hier triffst du nicht nur auf eine entspannte und ausgewogene Atmosphäre, sondern auch auf leckere Köstlichkeiten aus Schweden und Co, sodass du dir eine kleine Auszeit vom stressigen Alltag nehmen kannst.
Neben Cafés und Restaurant bieten sich auch kleine Läden abseits der großen Ketten zum entspannten Stöbern und Einkaufen an, beispielsweise auch Second-Hand-Läden – egal ob für Kleidung, Möbel oder Dekoration.
