Es ist der schwedische Feiertag schlechthin: Mittsommer. Maibäume, Blumenkränze, Tanz, gutes Essen und viele Sonnenstunden sorgen für gute Stimmung in Schweden, während in den Nachbarländern große Feuer entzündet werden. Hier erfährst du, wann, warum und wie die Menschen Midsommar in Schweden, Juhannus in Finnland und die Johannisnacht in den anderen skandinavischen Ländern feiern!
Mittsommer: Die wichtigsten Fragen
- Wann ist Mittsommer? In Schweden und Finnland hat Mittsommer kein festes Datum, sondern fällt immer auf den Freitag und Samstag zwischen dem 19. und 25. Juni. In den anderen skandinavischen Ländern wird traditionell am Abend des 23. Juni gefeiert.
- Wo feiert man Mittsommer? Mittsommer wird in allen skandinavischen Ländern sowie dem Baltikum gefeiert. Am meisten wird in Schweden und Finnland gefeiert, in Norwegen, Dänemark und Island fallen die Feiern kleiner aus.
- Warum feiert man Mittsommer? Die Mittsommernacht gilt als kürzeste Nacht des Jahres, auch wenn sie nicht mehr genau auf die Sommersonnenwende fällt. Im Altertum wurden an Mittsommer in heidnischen Kulturen Erntefeste gefeiert und man glaubte, die Nacht habe magische Kräfte. Der 24. Juni ist außerdem der Geburtstag Johannes des Täufers, einer wichtigen Figur im christlichen Glauben.
- Wie feiert man Mittsommer? Mittsommer wird im Kreis der Familie und Freunde im Freien gefeiert. Man isst, trinkt, tanzt und singt zusammen. In Schweden wird die Mittsommerstange aufgestellt, um die getanzt wird. In Finnland, Dänemark und Norwegen werden außerdem große Feuer entzündet.
Wann ist Mittsommer?
Traditionell, bzw. nach Julianischen Kalender, gilt der 24. Juni als Tag der Sommersonnenwende (astrologisch findet diese am 21. Juni statt). Dieser Tag hatte auch im Christentum eine besondere Bedeutung, weil an ihm das Hochfest bzw. der Geburtstag Johannes‘ des Täufers gefeiert wurde. In Schweden hat Mittsommer kein festes Datum – die Feierlichkeiten beginnen immer an dem Freitag, der zwischen dem 19. und dem 25. Juni liegt. 2024 fällt midsommerafton (der Mittsommerabend) beispielsweise auf den 21. Juni. Der eigentliche Mittsommertag ist dann der darauffolgende Samstag.
In Dänemark und Norwegen wird dagegen immer am Abend des 23. Junis gefeiert, in Finnland fällt das Fest – wie in Schweden – immer aufs Wochenende, nämlich auf den Samstag zwischen dem 20. und dem 26. Juni. Die Feierlichkeiten beginnen aber auch hier schon am vorhergehenden Freitag.
So ist Mittsommer nicht immer die kürzeste Nacht des Jahres, aber auf jeden Fall eine der kürzesten. Es bleibt lange hell – insbesondere je weiter man nach Norden geht, denn nördlich des Polarkreises geht die Sonne zwischen Mai und Juli gar nicht unter. Die Mitternachtssonne mit ihrer mystischen Atmosphäre lädt zum langen Beisammensitzen und Feiern ein und gerade in den nördlichen Ländern genießen die Menschen die vielen Sonnenstunden besonders.
| Jahr | Midsommarafton (Schweden) | Midsommar (Schweden) Juhannus (Finnland) |
|---|---|---|
| 2024 | 21. Juni | 22. Juni |
| 2025 | 20. Juni | 21. Juni |
| 2026 | 19. Juni | 20. Juni |
| 2027 | 25. Juni | 26. Juni |
Mittsommer in Schweden: Bräuche und Traditionen an Midsommar
In Schweden ist Mittsommer (midsommar) nach Weihnachten das zweitwichtigste Fest des Jahres und das absolute Highlight im Sommer. Aufgrund des guten Wetters wird der Tag mit Familie und Freunden draußen verbracht. Viele Stadtbewohner fahren für das Wochenende extra aufs Land und ins Grüne, weshalb die Städte oft sehr leer sind – auch Geschäfte und Restaurants sind geschlossen. Im Laufe der Jahrhunderte haben sich dabei viele Bräuche und Traditionen rund um das Mittsommerfest etabliert.
Gesang und Tanz um die Mittsommerstange
Ohne sie ist Midsommar undenkbar: die Mittersommerstange (auch als Maistange oder Mittsommerbaum bekannt), die das Zentrum der Feierlichkeiten ist. Auf Schwedisch heißt sie midsommarstång oder majstång – zwar ähnelt sie vom Aussehen und auch vom Namen her dem in Deutschland bekannten Maibaum, doch sie hat nichts mit dem Monat zu tun. Der Name geht auf das altertümliche Verb maja zu tun, welches „mit Blumen schmücken“ bedeutet. Und der Name ist Programm, den die Stange, die lokale Unterschiede hat, wird überall mit Laub und Blumen geschmückt.
Die Stange wird am Mittsommerabend errichtet und geschmückt. Anschließend wird im Kreis um die Stange getanzt, wobei Lieder gesungen und Spieltänze gespielt werden. Ein Klassiker zum Mittsommer ist das Lied Små grodorna (Kleine Frösche), bei denen das Aussehen und die Bewegungen von Fröschen nachgestellt werden, weshalb man nicht um die Stange läuft und tanzt, sondern eher hüpft.
Essen und Trinken an Mittsommer
Gutes Essen und Trinken ist die Basis für ein gutes Mittsommerfest. Die Auswahl ist groß und vielseitig, es gibt warme und kalte Speisen. Traditionell werden an Midsommar die ersten Frühkartoffeln gegessen, die mit Dill zubereitet werden. Dazu gibt es (eingelegten) Hering, Lachs und Köttbullar, aber auch Knäckebrot, Butter, Sauerrahm und Käse. Auch die Smörgåstårta findet häufig ihren Platz auf dem bunten Buffet, ebenso wird häufig der Grill angeschmissen.
Beim Nachtisch dreht sich alles um Erdbeeren, egal ob frisch und mit Sahne, oder als Torte verarbeitet, beispielsweise als klassische Jordgubstårta oder Drömrulltårta. Kaum eine andere Leckerei fängt dabei den Geschmack des Sommers so gut ein.
Halten sich die Schweden aufgrund der hohen Alkoholpreise im Alltag meist mit dem Trinken zurück, werden zu Mittsommer gerne alkoholische Getränke gereicht, die zum und nach dem Essen und im Rahmen von Trinksprüchen und Trinkliedern getrunken werden. Bier und Kräuterschnaps sind die üblichsten Getränke, besonders beliebt ist Aquavit. Für Kinder und Leute, die auf Alkohol verzichten, gibt es Holunderblütensirup (flädersaft), andere Fruchtsäfte und Limonaden.
Nach dem Essen wird gerne gespielt – häufig gibt es einen Fünfkampf, der aus beliebten Gartenspielen wie Sackhüpfen oder Eierlaufen besteht. Ein weiterer beliebter Zeitvertreib ist Kubb, was in Deutschland als Wikingerschach bekannt ist.
Kleidung: Blumenkränze und Trachten
Auch bei der passenden Kleidung wird es blumig, sommerlich und luftig. Beliebt bei Frauen sind vor allem weite Kleider, insbesondere in Weiß oder mit Blumenmuster. Männer tragen häufig luftige weiße oder blaue Hemden. Aber auch traditionelle Trachten werden häufig angezogen. Passend dazu werden selbstgeflochtene Blumenkränze im Haar getragen.
Der hohe Stellenwert von Midsommar zeigt sich auch an der Präsenz der schwedischen Flagge. Diese wird nicht nur als Dekoelement genutzt und ist durch die Farben Blau und Gelb häufig in der getragenen Kleidung vertreten, sondern bleibt auch über die Nacht über gehisst.
Mythen und Legenden an Midsommar: Heilende Natur und sieben Blumen
Midsommar ist in Schweden ein unchristliches Fest und bezieht sich eher auf heidnische Legenden und Bräuche. Es wird nicht nur der Sommer und die Sonne gefeiert, sondern auch Liebe, gute Ernte und Fruchtbarkeit zelebriert.
Im Altertum glaubte man, dass die Mittsommernacht für Magie in der Natur sorgte und sich Elfen und Trolle in den Wäldern herumtrieben. Der Morgentau soll zudem heilende Kräfte besitzen – noch heute gibt es den Brauch, morgens barfuß einen Spaziergang zu machen, da dies die Gesundheit fördern soll. Früher wurde der Tau zudem gesammelt und beim Kochen und Backen genutzt.
Ein anderer bekannter Mythos dreht sich um Blumen. Er besagt, dass alleinstehende Frauen in der Mittsommernacht in absoluter Stille auf sieben Wiesen sieben verschiedene Wildblumen pflücken sollen. Werden diese unter das Kopfkissen gelegt, soll der zukünftige Ehemann im Traum erscheinen – allerdings darf nicht verraten werden, wer der Glückliche ist, sonst geht der Traum nicht in Erfüllung.
Wer Astrid Lindgrens Kinder aus Bullerbü kennt, kennt wahrscheinlich auch den Wassergeist Näck, der sich zu Mittsommer in den Bächen und Flüssen Schwedens herumtreibt und als der sich Lasse im dritten Band ausgibt, um den anderen Kindern einen Streich zu spielen. Mit Violinenspiel lockt er seine unwissenden Opfer in den Tod – deshalb sollte Baden und Schwimmen an Midsommar vermieden werden!
Große öffentliche Mittsommerfeste in Schweden
Neben Privatfeiern gibt es in Schweden auch zahlreiche öffentliche Mittsommerfeste, zu denen auch Touristen eingeladen sind. In Parkanlagen und weiteren öffentlichen Einrichtungen wird zusammen gepicknickt, getanzt und gefeiert. Highlights sind das Aufstellen des Mittersommerbaums, Paraden oder auch Livemusik.
Eines der bekanntesten Mittsommerfeste in Schweden ist das Fest im Freilichtmuseum Skansen* in Stockholm. Das große Museum bietet in unvergleichlicher Atmosphäre einen traditionellen Mittsommer mit allerhand typischen Speisen, Tänzen und weiteren Aktivitäten.
Das größte Mittsommerfest der Welt findet in Dalarna in Mittelschweden statt. Im Sammilsdal, einem natürlichen Amphitheater am Siljansee, in Leksand kommen bis zu 30.000 Feiernde zusammen. Hier wird auch Schwedens größte Maistange, die eine stolze Größe von 24,5 Metern hat und auch als „Mittsommerstange von ganz Schweden“ bezeichnet wird. Zudem gibt es ein dreitägiges Festival*, auf dem von Donnerstag bis Samstag viele schwedische Künstlerinnen und Künstler auftreten.
Auch an vielen anderen öffentlichen Plätzen in ganz Schweden finden Mittsommerfeste statt, beispielsweise im Slottsskogen von Göteborg, in der mittelalterlichen Stadt Visby auf Gotland, in den Freilichtmuseen von Lund und Helsingborg oder in bzw. um die zahlreichen Schlösser und Herrenhäuser in Südschweden. Weitere Tipps findet man bei Visit Sweden*.
Mittsommer in den anderen nordischen Ländern
Mittsommer in Finnland: Juhannus
In Finnland heißt Mittsommer Juhannus und ist wie in Schweden eine der wichtigsten Festlichkeiten des Jahres, wenn nicht sogar die wichtigste. Seit 1955 wird es deshalb stets am Wochenende gefeiert, damit so viele Menschen wie möglich teilnehmen können. Außerdem ist der Mittsommertag in Finnland der Tag der finnischen Flagge, weshalb diese auch die Nacht über gehisst bleiben darf.
Der Ursprung von Juhannus, das trotz des Namen nichts mit christlichen Festen zu tun hat, liegt in den heidnischen Festen Vakkajuhla (Korbfest) und Ukon juhla (Fest des Ukko). Gefeiert wurde hier der Erntegott Ukko, zu dessen Ehren man zum gemeinsamen Essen und Trinken zusammenkam. Von diesen Festen stammt auch die Tradition, an Juhannus so laut wie möglich zu sein, um schlechte Geister zu vertreiben – je lauter man war und je mehr man trank, desto besser fiel der Sage nach die Ernte aus.
Die Finnen feiern Mittsommer ebenfalls vor allem auf dem Land und am Wasser. Dort werden große Feuer entzündet (Finnisch: juhannuskokko). Insbesondere in den Schären- und Ufergebieten sorgen die Feuer oftmals für eine mystische Atmosphäre – kein Wunder, denn der Legende nach sollen auch in den finnischen Wäldern in der Mittsommernacht Trolle, Feen und Elfen unterwegs sein. Häuser werden mit Birkenzweigen und Blumen dekoriert, in den schwedischsprachigen Gebieten im Westen findet man gerne auch mal eine Maistange.
Ansonsten wird gesungen und getanzt. Zudem finden viele Konzerte und Festivals statt, beispielsweise auf der Museumsinsel Seurasaari in Helsinki. Nicht fehlen darf auch der Gang in die Sauna, zum Abschluss der Mittsommernacht wird oft zusammen Baden gegangen. Grillen, Angeln oder Bootsausflüge sind ebenso beliebt.
Norwegischer Mittsommer
In Norwegen wird Mittsommer am Sankthansaften gefeiert, dem 23. Juni. Im Gegensatz zu Schweden wird sich auf die christliche Tradition und den Geburtstag von Johannes dem Täufer berufen. Daher kommt auch der Name Sankthans. Das Fest ist nicht so groß und bedeutend wie in Schweden – auch da es auf einen Wochentag fallen kann – dennoch gibt es in ganz Norwegen Festlichkeiten und Bräuche, die abgehalten werden.
Traditionell gibt es im ganzen Land Lagerfeuer in allen Größen – von klein bis riesig ist alles dabei. Rund um die Lagerfeuer wird sich dann mit Familie und Freunden getroffen und gegessen: In gemütlicher Atmosphäre werden Würstchen gegrillt, die mit Kartoffelsalat und Kartoffelfladen gegessen werden. Zudem gibt es, ähnlich wie in Schweden, Hering, Lachs und Brot. Eine weitere Spezialität, die gerne zu Sankthans gegessen wird, ist Rømmegrøt, ein Brei aus saurer Sahne, Mehl, Milch und Butter, der mit Zimt, Zucker und Rosinen serviert wird. Getrunken wird ebenfalls Bier und Aquavit.
Gesungen wird nicht nur privat, sondern auch auf Konzerten in ganz Norwegen. Ähnlich wie in Schweden laden auch norwegische Freilichtmuseen zu Mittsommerfesten ein, beispielsweise das Norsk Folkemuseum in Oslo, das insbesondere für Familien ein Highlight ist.
Mittsommer in Dänemark: Sankt Hans
Wie in Norwegen wird Mittsommer auch in Dänemark als Sankt Hans am Abend des 23. Juni gefeiert. Auch hier sind große Lagerfeuer übrig, jedoch mit einem Extra: Auf dem Sankt Hans bål wird eine Strohhexe verbrannt, um böse Geister und Dämonen zu vertreiben.
Vor dem Anzünden des Feuers hält eine lokale Persönlichkeit, beispielsweise ein Politiker, eine Rede. Anschließend wird das Lied Midsommervisen von Holger Drachmann gesungen. Gegessen werden Würstchen und Stockbrot, oft gibt es auch Konzerte. Neben den Lagerfeuern, die meistens an der Küste und am Strand stattfinden, gibt es auch Fackel- und Laternenumzügen.
Neben Feiern am Strand sind ansonsten Gartenpartys verbreitet. Es wird gegrillt, getrunken, gesungen oder auch gebastelt – Hexen sind auch als Dekoration sehr beliebt. Daneben gibt es auch in Parks und Museen Veranstaltungen, wie beispielsweise in den Kopenhagener Freizeitparks Tivoli und Bakken.
Mittsommer auf Island: Jónsmessa
Island steht im Juni ganz im Zeichen der Mitternachtssonne. Wie in Norwegen und Dänemark wird die Jónsmessa in der Nacht vom 23. auf den 24. Juni gefeiert, große Feierlichkeiten bleiben allerdings aus.
Die Nacht gilt als eine der vier magischsten Nächte des Jahres (neben Heiligabend, Silvester und þrettándinn, dem 6. Januar und Ende der Weihnachtszeit) – laut isländischer Folklore bedeutet das, dass Kühe mit Menschen reden können, Robben sich in Menschen verwandeln, Träume in Erfüllungen gehen, Heilkräuter besonders stark sind und Tau heilende Effekte hat. Außerdem kann man Elfen begegnen: Man muss sich einfach nur an eine Kreuzung mit vier Wegen, die alle zu Kirchen führen, setzen und schon sollen die magischen Wesen auftauchen.
Mittsommer: Krimis, Filme und Co.
Aufgrund der hohen Bekanntheit, des folkloristischen Ursprungs und der mystischen Ausstrahlung von Mittsommer wird der Feiertag gerne als Handlungszeit in Büchern oder Filmen genutzt, meist Krimis, Romanzen oder Fantasy. Beispiele hierfür sind beispielsweise die schwedisch-deutsch-norwegische Krimiserie Mord im Mittsommer (Schwedischer Originaltitel: Morden i Sandhamn, basiert auf den Romanen von Viveca Sten) oder einige Filme der Inga-Lindström-Reihe. Auch Charaktere aus den Geschichten von Astrid Lindgren feiern Mittsommer, beispielsweise die Kinder aus Bullerbü oder die Bewohner von Saltkrokan.
Große internationale Aufmerksamkeit bekam auch der US-amerikanisch-schwedische Horrorfilm Midsommar aus dem Jahr 2019, in dem eine Gruppe Touristen in Schweden in die Fänge eines Kults gerät.
